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Artikel 16. April 2009
Flugziel: Ceres!
Wissenschaftler schlagen eine Landermission zum Südpol des Zwergplaneten vor - Kleinplanet hat auch astrobiologische Bedeutung

Ceres
Oben: Der Zwergplanet Ceres, wie er vom Weltraumteleskop HUBBLE im Jahr 2004 gesehen wurde. (Photo: NASA, ESA, J. Parker (Southwest Research Institute), L. McFadden (University of Maryland) )
Während die Erkundung unseres Sonnensystems Schritt für Schritt voranschreitet, denken einige Wissenschaftler über Mission zu Welten nach, die oftmals übersehen werden. Eine davon ist Ceres, der kleinste bekannte Zwergplanet, der innerhalb des Asteroidengürtels liegt. Studien haben gezeigt, daß daß er ein ausgezeichnetes Ziel für eine Erkundungsmission ist und vielleicht sogar astrobiologische Bedeutung haben könnte.

Ceres Polar Lander

Joël Poncy ist der Leiter der Interplanetaren Fortschrittlichen Projekte innerhalb des Direktorats für Wissenschaft und Beobachtung bei Thales Alenia Space, einem europäischen Unternehmen, das Satellitensysteme und andere orbitale Infrastruktur entwirft und herstellt. Diese Organisation war an vielen wissenschaftlichen Missionen beteiligt, darunter die Huygens-Sonde, CoRoT, ExoMars, Mars Express und Venus Express. Poncy und seine Gruppe, zusammen mit Olivier Grasset und Gabriel Tobie von LPG-Nantes, haben nun ihre Augen auf Ceres gerichtet.

Vorläufige Pläne für einen Ceres Polar Lander werden zur Zeit erstellt. Die Idee ist, eine Mission von geringen Kosten zu konstruieren, die verläßliche existierende Technologie einsetzt, um andere größere Missionen zu ergänzen, während sie von den Ergebnissen der DAWN-Mission profitiert. Sie würde zunächst in eine Umlaufbahn um Ceres eintreten, bevor eine Landung versucht würde.

Poncy führte weiter aus, daß "der Lander würde sich vom Träger trennen, abbremsen, nahe des Landeziels niedergehen, während er automatisch Felsen ausweicht und permanente Schatten vermeidet. Wir würden dann eine Analyse in der Art von PHOENIX vom umgebenden Boden durchführen und ein Minifahrzeug aussetzen, der weiter erkundet. Astrobiologische Experimente, ähnlich wie bei ExoMars, wären vorstellbar."

Aufbau von Ceres
Oben: Nach den bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaftler könnte sich unter der dünnen Stauboberfläche von Ceres eine Schicht aus Wassereis über dem undifferenzierten Kern aus Felsgestein befinden. (Abbildung: NASA, ESA, A. Feild (STScI), M. Pätzold)
Existierende Technologie maximieren

Das Landen eines automatischen Fahrzeugs auf Ceres würde einiges an beeindruckender Technologie erfordern, aber dies ist bereits Teil der Entwicklung anderer Projekte. Wie Poncy erklärte, werden "die Techniken für robotische Mission zum Mondsüdpol entwickelt, wie MoonNext der ESA, für die Thales Alenia Space ein Vertrag für eine Studie gewährt wurde."

Ein Ceres Polar Lander wäre eine goldene Gelegenheit, diese lunaren und marsianischen Technologien für den Lander, Rover und Instrumente zu niedrigen Kosten an Eismondbedingungen anzupassen, dank vergleichbarer Größenordnungen von Schwerkraft und Temperaturen an Ceres' Polen.

Die Pole von Ceres werden als die beste Landestelle angesehen, weil dort interessantes material, möglicherweise sogar Eis, dort vorhanden und leicht an der Oberfläche zugänglich sein könnte. Die niedrigen Temperaturen werden ebenfalls sehr gut die wiederspiegeln, die auf Eismonden gemessen wurden. Der endgültige Entwurf des Ceres Landers könnte dann weiter angepaßt werden, um späteren Missionen zu genügen, die weiter entfernte Regionen des Sonnensystems erkunden sollen, wie zum Beispiel die Eismonde Enceladus und Europa.

Poncy schlägt vor, daß ein Ceres Polar Lander parallel den nächsten Schritt über die anstehenden Europa-Jupitersystem-Mission und Titan-Saturnsystem-Mission hinaus vorbereiten könnte. Wie er erklärt, würden "diese zwei Missionen zu Jupiter und Saturn größere Errungenschaften fr die Menschheit sein, und wir unterstützen sie voll. Von 2027 bis 2035 werden sie phantastische Entdeckungen aus der Umlaufbahn und auf der Oberfläche des Titan machen, die nach Landern auf Europa, Ganymed und Enceladus, die bald darauf ankommen sollen rufen werden. Wir sollten darauf vorbereitet sein und nicht erst eine Landung in 2060 planen. Das motiviert uns auch, zusammen mit der Gelegenheit, etwas größeres auf Ceres zu finden."

Flaggschiffmission Jupiter-Europa
Oben: Eine der Flaggschiffmissionen von NASA und ESA sollen in's Jupitersystem gehen und auch die Monde Europa (oben rechts) und Ganymed (unten links) erkunden. (Abbildung: NASA, ESA)
Möglichkeit für außerdirdisches Leben

Diese "größere" Entdeckung könnte der heilige Gral der Astrobiologen sein: außerirdische Organismen. Poncy erklärte, daß "nach dem gegenwärtigen Wissensstand, sollte Ceres die Hauptzutaten für Leben besitzen: organische Stoffe und einen wesentlichen Anteil an H2O. Das Fragezeichen steht bei der Energie."

Astrobiologen glauben, daß Leben eine Energiequelle benötigt, und es ist ein Rätsel, ob eine solche Energiequelle auf Ceres existiert. Eine Möglichkeit, wie Ceres die notwendige Energie bereitstellen könnte, ist durch geologische Prozesse, bei denen Felsen oxidieren und dabei Wärme erzeugen. Sonnenlicht, daß die Oberfläche erreicht und radioaktiver Zerfall sind weitere Möglichkeiten. Poncy gibt zu, daß "obwohl die Möglichkeit für Leben auf Ceres niedriger ist, als bei Europa und Enceladus, die aufgrund ihrer Gezeitenenergie bevorzugt werden, oder auf Titan, der eine große Anzahl an organischen Stoffen besitzt, sollte er nicht vernachlässigt werden."

Wenn Leben auf Ceres existiert, wie könnte es dann aussehen? Poncy sinniert, daß "niemand ernsthaft mehr als mikrobiologisches Leben erwarten kann. Eine Mission dorthin könnte nach Wasser-Kohlenstoff-basiertes 'Leben, wie wir es kennen' suchen. Für exotischere Formen haben einige bereits die Idee von auf Lehm basierendes Leben auf der Erde als Vorläufer 'unseres' Leben, und es scheint eine Menge Lehm auf Ceres zu geben."

Quelle: Astrobiologisches Magazin der NASA
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 20. April MMIX