Zurück zur Startseite
Artikel 12. Dezember 2002
Fehlstart von Flug 157
Rakete kommt 3 Minuten nach dem Abheben vom Kurs ab - schwerer Schlag für europäische Raumfahrt - Aktualisiert!

V157 vor dem 
Start
Oben: Die Ariane 5 ECA mit den Satelliten HOTBIRD 7 und STENTOR unter der verlängerten Nutzlastkappe auf der Startrampe des Guyana Raumflughafen bei Kourou kurz vor dem Start. (Photo: ESA/CNES/ARIANESPACE-Service Optique CSG 2002)
Der Traum vom ersten Start einer "10-Tonnen-Ariane" war drei Minuten nach dem Abheben ausgeträumt. Die Ariane 5, erweitert durch die Oberstufe ESC-A und den Satelliten Hotbird 7 von Eutelsat und Stentor, dem Technologiedemonstrator von Alcatel und CNES, an Bord, kam vom Kurs ab und stürzte in's Meer werden. Dies ist ein schwerer Schlag für den europäischen Dienstleister, der große Hoffnungen in die verbesserte Version des Schwerlastträgers und Nachfolgers der hocherfolgreichen Ariane 4 gesetzt hatte.

Bislang ist noch nicht bekannt, was die Ursache für diesen neuerlichen Fehlschlag eines Ariane 5 Starts ist. Offenbar wurde die Treibstoffzufuhr unterbrochen. Die Auswertung der Daten vom Start zur Ergründung der Ursache wird jetzt erfolgen.

Nach dem abgebrochenen Start am 28. November verlief diesmal der Countdown problemlos und ohne Unterbrechung. Die Zündung erfolgte plangemäß und pünktlich um 23:21 Uhr MEZ und die Trägerrakete hob in die Nacht über Kourou ab. Nach gut 2 Minuten wurden die ausgebrannten Feststoffstartraketen abgeworfen. Diese gingen in etwa 500 km Entfernung von Kourou im Südatlantik nieder und werden in den nächsten Tagen ausnahmsweise zu Untersuchungszwecken geborgen - allerdings nicht aufgrund des Fehlstarts, sondern weil dies bereits so vorgesehen war. Eine Wiederverwendung ist jedoch nicht geplant; dafür sind die Booster nicht ausgelegt.

Nach 3 Minuten im Flug kam schließlich dann das überraschende Aus. Der Geschäftsführer von Arianespace, Jean-Yves Le Gall, verkündete wenige Minuten später, daß die Mission offiziell als gescheitert gilt, und entschuldigte sich bei den Kunden von Arianespace, die hiebei ihre Raumfahrzeuge verloren hatten.

Dies ist nicht der erste Fehlschlag eines Ariane 5 Starts. Schon der Erststart einer Ariane 5 überhaupt endete nach weniger als zwei Minuten in einem künstlich ausgelöstem Explosionsball. Ein Softwarefehler hatte die Steuerung des neuen Vulkan-Triebwerks durcheinander gebracht. Softwareteile des Ariane 4 Viking-Trieberks waren ohne Prüfung auf den Ariane 5 Hauptantrieb übertragen worden. Dies hatte das Programm um mehr als ein Jahr zurückgeworfen.

Und erst im Juli letzten Jahres hatte sich mit Flug 142 ein teilweiser Fehlschlag ereignet, als die Oberstufe nicht plangemäß abbrannte und die Satelliten Artemis und BSat-2B auf einem zu niedrigen Orbit entließ. Während Artemis mit seinem an Bord befindlichen Ionentriebwerk noch auf die endgültige Umlaufbahn gebracht werden konnte, was allerdings die Lebenszeit des Satelliten deutlich verringerte, war der japanische BSat-2B verloren.

Die heute gestartete Ausbaustufe sollte eine Gesamtnutzlast von gut 10 Tonnen in einen Geotransferorbit transportieren, was die Wettbewerbsfähigkeit von Arianespace deutlich verbessern sollte.

Update vom 12. Dezember nach Pressekonferenz in Kourou:

Heute Mittag wurde am Raumflughafen Guyana in Kourou eine Pressekonferenz abgehalten, bei der der Geschäftsführer von Arianespace, Jean-Yves Le Gall, Journalisten über die Entscheidungen, resultierend aus dem gestrigen Fehlstart, informierte.

Danach wird eine unabhängige Untersuchungskommision eingesetzt, die ab Montag, 16. Dezember mit ihren Ermittlungen zur Ursache der Probleme während des Fluges 157, die zum Verlust der Trägerrakete und der zwei Satelliten geführt haben, beginnen wird, und bestimmen soll, welche Auswirkungen dies auf die nächsten geplanten Starts von Arianespace haben wird.

Le Gall erklärte, daß der Fehlschlag von V157 keinen Einfluß auf den geplanten Ariane 4 Start mit dem New Skies Satelliten NSS-6 am 17. Dezember haben wird.

Parallel dazu wird mit den Vorbereitungen für den nächsten Start einer Grundversion der Ariane 5 fortgefahren, die am 12. Januar die ESA-Kometensonde ROSETTA in's All starten soll. Die Aktivitäten für einen Start zu diesem Zeitpunkt laufen weiter, auch wenn eine endgültige Entscheidung der Untersuchungskommission für eine Startfreigabe letztlich Voraussetzung für den Start ist.

"Der Fehlschlag von Flug 157 hat keinen Einfluß darauf, daß Arianespace fest entschlossen ist, weiter voranzuschreiten und die Schwierigkeiten zu überwinden," erklärte Le Gall den Journalisten. "Wir werden unsere Gesamtstrategie nicht ändern und sind weiterhin zuversichtlich für die Zukunft."

Arianespace überprüft nun ihre Startplanung für die nächsten "10-Tonnen" Ariane 5 Versionen und wird so bald als möglich mit den nächsten Flügen der Grundversion Ariane 5G fortfahren.

Erste Datenanalysen (Quelle:ESA)

Erste Datenanalysen zeigen, daß der Countdown, die Motorzündung und die Anfangsphase normal verliefen. Eine erste Abweichung trat nach 96 Sekunden auf und war mit dem Kühlungskreislauf des Vulkan 2 Motors verbunden, der die Hauptstufe der Ariane 5 antreibt.

Von T + 178 Sekunden bis T + 186 Sekunden änderte sich die Motorgeschwindigkeit und es trat eine erhebliche Flugkontroll-Störung auf. Um T + 187 Sekunden wurde die Verkleidung wie geplant abgestoßen, aber der Kurs der Rakete war nicht mehr korrekt und sie geriet ins Trudeln. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich in etwa 150 km Höhe und besaß eine Geschwindigkeit von gut 2 km/s.

Zur Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen in solchen Fällen mußte die Rakete nach ca. 456 Sekunden gesprengt werden. Die Ariane-5 befand sich auf einer Höhe von etwa 69 km mit einer Entfernung von 800 km zur guyanischen Küste.

Quelle: Arianespace, ESA


letzte Änderung am 13. Dezember MMII