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Artikel 20. September 2002
Die letzte Station vor der großen Reise
Europas Kometensonde ROSETTA erreicht den Raumhafen Kourou in französisch Guyana - erstes interplanetares Raumfahrzeug, das mit Ariane 5 gestartet wird

Rosetta und 
Lander
Oben: Der eigentliche ROSETTA Kometenorbiter (rechts) wird für die Überprüfung vorbereitet, während der Lander (links oben) noch am Kran hängt. (Photo: Arianespace)
Eine ganz besondere Nutzlast ist in diesem Monat auf dem Raumhafen Kourou für einen im Januar 2003 mit einer Ariane 5 anstehenden Start eingetroffen.

Diese Nutzlast ist Europas ROSETTA, ein wissenschaftlicher Satellit, der ein Rendezvous mit einem Kometen durchführen und einen Lander auf seiner Oberfläche absetzen wird. Dieses ehrgeizige Projekt wird durch die besonderen Starteigenschaften der Ariane 5 ermöglicht, die die Raumsonde auf ihre interplanetare Bahn bringen wird.

ROSETTA wurde am 12. September per Flugzeug von Amsterdam aus mit einer in der Ukraine gebauten Schwerlasttransportflugzeug Antonov 124 zum Internationalen Flughafen Cayenne Rochambeau überführt.

Untergebracht in einem großen Schutzcontainer wurden die Rosettasonde und ihr Landefahrzeug entladen und zum Raumhafen transportiert, wo die Nutzlast in das Satellitenvorbereitungsgebäude S1gebracht wurde. Ebenfalls an Bord der Antonov war Ausrüstung, mit der ROSETTA in den nächsten vier Monaten überprüft wird, bevor sie auf die Spitze der Ariane 5 montiert wird, deren Start am 12. Januar 2003 erfolgen soll.

Entwickelt unter der Verantwortlichkeit der europäischen Raumfahrtagentur ESA, stellt ROSETTA aus verschiedenen Gründen eine besondere Nutzlast dar:

  • Es wird das erste Raumfahrzeug sein, das von einer Ariane 5 auf einer Erdfluchtbahn ausgesetzt wird.
  • Die Mission wird eine zweistündige antriebslose Flugphase auf einer 4000 x 200 km großen elliptischen Erdumlaufbahn enthalten, an deren Ende die EPS-Oberstufe der Ariane 5 gezündet wird. Diese mit Absicht verzögerte Zündung der Oberstufe wird ROSETTA auf den richtigen Weg für ihren 950 Tage dauernden Flug zum Mars bringen.
  • ROSETTAs Startfenster ist knapp bemessen. Die Mission muß innerhalb von 19 Tagen nach dem 12. Januar gestartet werden. Zusätzlich ist aufgrund der Notwendigkeit, ROSETTA auf die richtige Bahn zu bringen, das tägliche Startfenster nur etwa 20 Minuten groß.

Der ROSETTA Lander
Oben: Der bei der DLR in Deutschland gebaute ROSETTA Lander wird vor dem Start an dem Orbiter befestigt und später bei der Ankunft am Wirtanen zur Oberfläche des Kometen abgesetzt. (Photo: Arianespace)
"Während der Zeitrahmen in dem ROSETTA gestartet werden kann, sehr eng und das Startfenster vergleichsweise klein ist, wird die Ariane 5 dennoch für den Start zu dieser aufregenden Mission im nächsten Januar bereit stehen." erklärt Patrick Loire, Vizepräsident des Programmbereiches von Arianespace. "Seit ihrer Indienstnahme im Jahr 1999 hat sich die Ariane 5 als ein pünktlich startender Träger bewährt, was sowohl für die vorbereitende Kampagne als auch für den Starttag selbst gilt. Das gesamte Arianeteam steht bereit, um ROSETTA den bestmöglichen Start zu seiner langen interplanetaren Reise zu geben."

ROSETTA sieht eher wie ein Kommunikationssatellit aus, als wie eine exotische Raumsonde. Ihre Konstruktion beinhaltet eine 2,8 x 2,1 x 2,0 Meter große kastenförmige Zentralstruktur, auf der alle Untersysteme und die Nutzlastausrüstung befestigt sind. Zwei Sonnenzellenflächen, die beim Start noch eng am Raumfahrzeug anliegen, werden auf eine Gesamtlänge von 32 Metern von Spitze zu Spitze ausgefahren, sobald die Ariane die Sonde ausgesetzt hat.

Das Raumfahrzeug wird beim Start eine Masse von etwa 2900 kg besitzen, wovon mehr als 50% Treibstoff sind.

ROSETTA in Flugkonfiguration
Oben: ROSETTAs Grundstruktur ist kastenförmig. An dieser Trägerstruktur sind alle Systeme befestigt, sowohl die Systeme des Raumfahrzeugs, als auch die wissenschaftlichen Ausrüstung und der Lander. (Photo: Arianespace)
Nach dem Start mit der Ariane 5 wird ROSETTA im August 2005 einen Vorbeiflug am Mars für einen Anschub durchführen, gefolgt von zwei weiteren Vorbeiflügen an der Erde im November 2005 und November 2007. Vor der Ankunft am Kometen Wirtanen wird die Sonde noch die Asteroiden Otawara und Siwa passieren.

ROSETTA wird im Jahr 2011 die Nähe des Kometen Wirtanen für die ersten Beobachtungen erreichen. Im April 2012 schließlich wird die Sonde in eine Umlaufbahn um den Kometen einschwenken und ihn 17 Monate lang in einer Entfernung von 10 bis 50 km begleiten. Während sich die Raumsonde um den Kometenkern herumbewegt, wird sie den Lander aussetzen, der eine weiche Landung auf der Oberfläche versuchen und von ganz nah einen Blick auf die physikalischen Eigenschaften und die chemische Zusammensetzung des Kometen werfen soll.

Die wissenschaftliche Mission von ROSETTA soll dann im Jahr 2013, wenn der Komet Wirtanen seine größte Nähe zur Sonne hat, enden.

ROSETTA wird das erste europäische Raumfahrzeug seit der höchsterfolgreichen GIOTTO-Mission - einer Sonde, die in 1985 von einer Version der Trägerrakete Ariane 1 gestartet wurde und dann die Kometen Halley und Grigg-Skjellerup besucht hat - sein, die Beobachtungen eines Kometen aus nächster Nähe durchführen wird.

Quelle: Arianespace


letzte Änderung am 24. September MMII