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Bericht 20. Dezember 2009
ARIANE 5 startet Satellitenduo für Eutelsat
Fernsehsatellit Hot Bird 9 und Telekommunikationssatellit W2M auf Geotransferbahn abgesetzt - erstmals zwei Satelliten eines Betreibers mit derselben Trägerrakete befördert

Einer der weltgrößten Satellitenbetreiber hat am Samstag Abend mit einer Ariane 5 Schwerlastträgerrakete zwei neue Kommunikationssatelliten in die Erdumlaufbahn befördern lassen.

Es war eine riskante Angelegenheit für Eutelsat gleich ein Paar seiner Satelliten nur einer einzigen Rakete anzuvertrauen. Nie zuvor hat eine Firma zwei wertvolle Raumfahrzeuge mit demselben Startfahrzeug befördern lassen. Aber da Starttermine immer schwieriger zu bekommen sind, hat die in Paris beheimatete Gesellschaft die vom Startdienstleister Arianespace angebotene Gelegenheit angenommen.

Nach ihrem Abheben von der Startrampe des Guayana Raumfahrtzentrum an der Nordostküste Südamerikas führte die Mammutrakete ihre wichtige Mission in nur 32 Minuten aus, in denen die anwesenden Vorständler von Eutelsat den Atem anhielten.

Das mit flüssigem Wasserstoff betriebene Vulkan-2-Triebwerk zündete, als der Countdown um 23:35:07 Uhr MEZ die Nullmarke erreichte, sieben Sekunden später gefolgt vom Zünden der beiden Feststoffstartraketen, die die Ariane 5 von ihrer Startbasis im Dschungel emporhoben.

Der Start erfolgte erst beim zweiten Versuch des Tages. Ein erster Countdown mußte 10 Sekunden vor der Zündung angehalten werden, weil der Druck im Flüssigwasserstoffsystem sich außerhalb der Spezifikation bewegte. Die Startmannschaft drehte die Uhr zurück und löste das Problem für einen erneuten Start 44 Minuten im einstündigen Startfenster.

Die Feststoffmotoren stellten nahezu 90% des Schubes während der ersten Aufstiegsphase in die Nacht bereit, bevor sie ausbrannten aund abgetrennt wurden. Das überließ es der Hauptstufe, das Raumfahrzeug weiter aus der Atmosphäre herauszutreiben.

Rund neun Minuten nach dem Abheben übernahm die kryogene Oberstufe die Steuerung und brachte während ihrer 16-minütigen Brennphase die Nutzlast mit einer Geschwindigkeit von rund 33.000 km/h auf die Geotransferbahn.

Die zwei Satelliten, die unter der Nutzlastabdeckung übereinandergepackt waren, wurden danach einer nach dem anderen ausgesetzt. Hot Bird 9 wurde 27 Minuten nach dem Start freigegeben. Die faßähnliche Struktur, die den oberen Satelliten hielt und den unteren Satelliten umfaßte, wurde wenige Minuten darauf abgesprengt, um den den Satelliten W2M für die Trennung von der Oberstufe freizulegen, was den Start abschloß.

"Ich hoffe, daß sie alle diesen wundervollen Start der Ariane bewundert haben", meinte Giuliano Berretta, der Generaldirektor von Eutelsat. "Ich möchte Arianespace für die se wunderbare Leistung danken."

Das Arbeitstier Ariane 5 hat nun in den vergangenen fünfeinhalb Jahren 28 erfolgreiche Starts in Folge absolviert.

Beide Satelliten werden ihre Bordmotoren einsetzen, um von der Startumlaufbahn in die kreisförmige geostationäre Bahn in 36.000 km Höhe über dem Äquator einzuschwenken. Hot Bird 9 wird bei 13 Grad östlicher Länge und W2M bei 16 Grad Ost positioniert.

Eutelsat betreibt bereits eine Gruppe aus drei Satelliten bei 13 Grad Ost, um rund 1100 Fernsehkanäle und 600 Radiosender an rund 120 Millionen Haushalte in Europa, Nordafrika und den Mittleren Osten zu übertragen. Hot Bird 9 soll das Angebot an digitalen und HDTV-Angeboten vergrößern.

Gebaut von EADS Astrium auf der Basis der Eurostar E3000 Plattform ist das Raumfahrzeug mit 64 Ku-Band-Transpondern zur Übertragung von Sendungen direkt zu den Satellitenschüsseln der Endnutzer ausgestattet.

Eine erfolgreiche Plazierung von Hot Bird 9 an dem vorgesehenen Platz wird es dem Hot Bird 7A ermöglichen auf eine neue Position bei 9 Grad Ost überzuwechseln, wo er den 12 Jahre alten Eurobird 9 ersetzen soll.

Endnutzer mit doppelbandigen Satellitenempfangsanlagen werden Programme sowohl von der 9-, als auch von der 13-Grad-Position empfangen können.

W2M wurde unter der Kooperation zwischen EADS Astrium und Antrix, dem kommerziellen Zweig der indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO) hergestellt. Er hat 32 Ku-Band-Transponder für ein breites Spektrum an Telekommunikationsdiensten, darunter Fernsehübertragungen, Internetverbindungen und geschäftliche Netzwerke an Bord.

Das Raumfahrzeug wird den Satelliten W2 ersetzen, der seit 10 Jahren im All ist, und wird Eutelsats Kapazität in einem sprießenden Markt in Mittel- und Osteuropa, dem Mittelmeerbecken, dem Mittleren Osten und der Inselwelt im Indischen Ozean vergrößern.

Zu Eutelsats zwei neuen Satelliten werden sich im nächsten Jahr drei weitere Satelliten gesellen, sowie noch zwei in 2010.

"Dieser erfolgreiche Doppelstart von zwei Eutelsat-Satelliten ist ein großer Schritt vorwärts in unserem weitreichendem In-Orbit-Investitionsprogramm für 2008-2011 und macht den Weg frei, damit Eutelsat eine Vielzahl an strategischen Zielen in der Verwaltung unserer In-Orbit-Ressourcen ausführen kann", erklärte Beretta.

"Diese neuen Ressourcen unterstreichen unsere Fähigkeit, ein nachhaltiges Wachstum im digitalen Fernseh- und im Breitbandmarkt zu verfolgen, was weiterhin ihr dynamisches Potential bestätigen wird."

Der Samstag markierte den sechsten und letzten Arianestart in diesem Jahr. Der erhoffte Rekord von sieben Starts konnte aufgrund von Planungsschwierigkeiten nicht erreicht werden.

Arianespace hatte das Jahr mit dem Start des ersten Automatisierten Transferfahrzeugs (ATV) der ESA, einem unbemannten robotischen Versorgungstransporter begonnen, der fünf Monate lang an der Internationalen Raumstation angekoppelt blieb. Fünf weitere Ariane 5 wurden noch in diesem Jahr gestartet, die jede ein Paar aus Kommunikationssatelliten in's All gebracht hatten.

Als nächstes wird Flug 187 folgen, der derzeit für den 12. Februar 2009 angesetzt ist. er wird den Hot Bird 10 für Eutelsat und den verspäteten NSS 9 für SES New Skies transportieren. NSS 9 war ursprünglich für diesen Flug vorgesehen gewesen, aber dann durch W2M ersetzt worden.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 21. Dezember MMVIII