Zurück zur Startseite
Artikel 20. Oktober 2001
NASA ohne Chef
Daniel S. Goldin erklärt Rücktritt zum 17. November - Umschwenken der NASA-Politik zu mehr Militäreinbindung erwartet

Mit dem Rücktritt des bisherigen NASA-Chefs Daniel S. Goldin könnte auch die Ausrichtung der US-Raumfahrtbehörde zu weiterer Forschung und zur Schaffung einer erdbezogenen technologischen Infrastruktur im erdnahen Raum in Frage gestellt werden. Schon jetzt mehren sich die Stimmen, die NASA – wie bereits in den 80er Jahren - den Bedürfnissen einer weltraumgestützten US-Streitmacht anzupassen.

Daniel GoldinLinks: Daniel Goldin, oberster Chef der NASA, erklärte auf einer Pressekonferenz am 17. Oktober 2001 seinen Rücktritt von dem Posten, den er nahezu 10 Jahre inne hatte, zum 17. November 2001.

Mit seiner Entscheidung, am 17. November den Stuhl des NASA Chef Administrators zu räumen, wurde seit Monaten gerechnet. Ebenfalls noch vor Jahresende geht auch der Direktor für das bemannte Programm, für Space Shuttle und ISS, Joseph Rothenberg, in den Ruhestand. Stühlerücken also bei der NASA, und das in einer Zeit, wo die Dominanz der USA im Weltraum als herausragendes Sicherheitskriterium wieder in den Vordergrund rückt. Erst vor wenigen Tagen war ein Bericht des Pentagon bekannt geworden („America’s Security in the 21st Century"), der detailliert ausführt, wie die USA vom Weltraum aus ihre Sicherheitspolitik neu begründen wollen. Erstmals seit dem Untertauchen der alten SDI-Strategie 1992 ist auch wieder von Waffen im Weltraum die Rede. Daß dafür Goldin die falsche Besetzung ist, wird zwar nicht laut bestätigt, aber auch nicht dementiert. Doch immerhin sind dies Forderungen, die bereits unter Clinton immer wieder vom Pentagon-Beratergremium in Weltraumfragen, der Space Commission, vorgetragen wurden. Und deren Chef war damals Donald Rumsfeld, heute Verteidigungsminister unter George W. Bush jr. Und die Bush-Administration, so die Washington Post am 18. Oktober, unternahm keinen Versuch, Goldin auf seinem Posten zu belassen.
Offen wurde nach einem Nachfolge gesucht. Von Goldin wird zwar bestritten, er wäre über die Lücke von 4,8 Milliarden Dollar gestürzt, die die ISS in den NASA-Haushalt gerissen hat. Doch bereits seit Jahren ist Goldins NASA-Haushaltspolitik in der Kritik. Immerhin produzierte sein Motto: "faster, better, cheaper", neben Erfolgen, auch mehrere peinliche Pannen insbesondere bei den prestigeträchtigen Mars-Missionen von 1999. Der heute 61jährige Goldin, ein gebürtiger New Yorker, kam 1992 an die Spitze der NASA, einem Apparat mit etwa 20.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Budget von etwa 13 Milliarden Dollar für Weltraumprojekte. Goldin war bis 1992 Vizepräsident des Raumfahrt– und Rüstungsunternehmens TRW.

Anm.: Inzwischen hat Ex-General Thomas Moorman, einer der drei Kandidaten, die am meisten gehandelt werden, erklärt, daß er nicht als Nachfolger Goldins zur Verfügung steht.

Bearbeitet von Michael Hänel.

Photo: NASA
 
Quelle:


letzte Änderung am 27. Dezember MMI