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Artikel 4. Juli 2011
Hauptteil der ersten chinesischen Raumstation geht dem Start entgegen
Wenige Wochen nach Start von Tiangong 1 soll Shenzhou 8 erste Ankopplung versuchen

TIANGONG 1
Oben: Das Stationsmodul TIANGONG 1, das Kernstück der ersten chinesischen Raumstation, während der Testsim Frühjahr 2011. (Photo: Chinesisches Ingenieurbüro für bemannte Raumfahrt/CMSE)
China plant das erste Modul seines angedachten Weltraumlaboratorium Ende September zu starten und die aufsteigende Weltraummacht will nur wenige Wochen später die erste Koppelung in der Erdumlaufbahn versuchen, wie offizielle Stellen des chinesischen Raumfahrtprogramms und die staatlichen Medien verlauten ließen.

Das Weltraummodul TIANGONG 1 wurde am 29.Juni zum Startzentrum Jiuquan verbracht, wo die letzten Schritte in den Startvorbereitungen erfolgen sollen, bevor das Raumfahrzeug irgendwann gegen Ende September in's All gebracht werden soll, erklärte das chinesische Ingenieursbüro für bemannten Raumflug, eine Organisation, die die Planung und Entwicklung des bemannten Raumfahrtprogramms Chinas unterstützt.

Das Raumfahrzeug wird einer "letzten Prüfung" unterzogen, bevor es auf der Spitze einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F vom Raumfahrtzentrum Jiuquan in der Wüste Gobi im Nordwesten Chinas in's All geschossen wird. Die Startanlage befindet sich nahe der Grenze zwischen der der chinesischen Provinz Gansu und den Provinzen der Inneren Mongolei.

"Nach zwei Jahren unermüdlicher Anstrengungen durch die Wissenschaftler, ist die TIANGONG 1 zusammengebaut worden und hat die Fehlerkontrolle erfolgreich durchlaufen", berichtete die staatliche chinesische Volkszeitung in ihrer englischen Ausgabe.

Xinhua, eine andere staatliche Nachrichtenagentur, berichtete ebenfalls in der letzten Woche, daß die TIANGONG 1 zum Startzentrum transportiert wurde.

SHENZHOU

8
Oben: Das nächste bemannte chinesische Raumfahrzeug SHENZHOU 8 vor einem Test in einer Vakuumkammer. Das Raumfahrzeug soll im Oktober unbemannt in's All starten und vollautomatisch an der chinesischen Station TIANGONG ankoppeln. (Photo: Chinesisches Ingenieurbüro für bemannte Raumfahrt/CMSE)
Das gut 8,6 Tonnen schwere Raumfahrzeug wurde entworfen, um als Prüfstand für chinesische Rendezvous- und Ankoppelungstechniken in ein paar hundert Kilometern Höhe über der Erde zu dienen. China erklärte, daß die Station für mindestens zwei Jahre betrieben werden soll.

TIANGONG, was "himmlischer Palast" auf chinesisch bedeutet, besitzt einen Koppelungsport an einem Ende, Navigations- und Kommunikationseinrichtungen, sowie eine druckgeregelte Kabine für menschliche Besucher.

Eine automatische chinesische Kapsel mit der Bezeichnung SHENZHOU 8 soll bereits im Oktober starten, um Annäherungsmanöver an die Ministation zu fliegen und schließlich an ihr anzulegen. Sollten die Rendezvousversuche erfolgreich sein, wird dies den Weg für zwei bemannte Shenzhou-Flüge zu TIANGONG 1 im Jahr 2012 ebnen.

Die Besatzungen der bemannten Missionen könnten für Tage oder Wochen auf dem Komplex bleiben, wissenschaftliche Forschung betreiben, militärische Missionen ausführen und andere Forschungsarbeiten für das vom chinesischen Militär unterhaltene Raumfahrtprogramm durchführen.

Chinas nächster strategischer Fünfjahresplan beinhaltet bemannte Missionen, die mindestens 20 Tage dauern sollen, sowie die Konstruktion eines automatisierten Frachtraumfahrzeuges, das die Außenposten im All versorgen soll, erläuterten die staatlichen Medien in diesem Frühjahr.

Koppelung von TIANGONG und SHENZHOU
Oben: Ungefähr so stellen sich die chinesischen Wissenschaftler die Koppelung zwischen SHENZHOU 8 an der TIANGONG 1 vor. (Abbildung: CNSA)
Diese Fortschritte kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Vereinigten Staaten seine Raumfähren außer Dienst stellt und damit hadert, eine vernünftige Politik der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Raumfahrtprogramm zu formulieren. NASA-Administrator Charles Bolden hatte China im vergangenen Oktober besucht, aber im diesjährigen Haushalt war eine Klausel eingefügt worden, die die Möglichkeiten der Zusammenarbeit der NASA mit der chinesischen Regierung oder Firmen in dem Land beschränken soll.

Der Abgeordnete Frank Wolf aus Virginia ist ein standhafter Kritiker Chinas in Bezug auf ihre Menschenrechtsverletzungen. Wolf war einer der führenden Köpfe im US- Kongreß, die dafür gesorgt hatten, daß diese Klausel im Haushalt aufgenommen wurde.

Obwohl viele Parlamentarier in den USA Wolfs Ansinnen unterstützen, zeigen einige Mitglieder aber auch eine vorsichtige Unterstützung für eine bescheidene Zusammenarbeit zwischen der NASA und China, insbesondere bei der Entwicklung eines gemeinsamen Koppelungssystems, um die Rettung von internationalen Raumfahrerbesatzungen zu vereinfachen.

Ein Funktionär der US-Regierung hatte im Mai gegenüber dem US-Kongreß erklärt, daß die Sicht des Weißen Hauses zu dem Problem sei, daß die Legislative sich nicht in die verfassungsmäßigen Möglichkeiten des Präsidenten einmischen solle, internationale Verhandlungen zu führen.

Der Koppelungstest von TIANGONG in diesem Herbst ist ein wichtiger Meilenstein in Bezug auf Chinas Ziel, eine eigene Raumstation in der Größe des US-Außenpostens SKYLAB aus den 1970ern bis 2020 aufzubauen.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 5. Juli MMXI