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Artikel 2. November 2011
China gelingt erste Raumfahrzeugkopplung im All
Manöver katapultiert das Reich der Mitte in den Eliteclub unter den Raumfahrtnationen

SHENZHOU 8 angekoppelt an TIANGONG 1
Oben: Eine künstelische Darstellung der SHENFHOU 8 (oben) angekoppelt an der TIANGONG 1 (unten). (Abbildung: Chinesisches Ingenieurbüro für bemannte Raumfahrt)
Zwei unbemannte chinesische Raumfahrzeuge haben am Mittwoch, 2. November 2011 erfolgreich aneinandergekoppelt und gezeicgt, daß die in China entwickelte Navigations- und Rendezvoustechnologie, die entscheidend für die Ambitionen des Landes auf die Errichtung einer eigenen Raumstation ist, funktioniert.

Obwohl sich niemand an Bord der beiden Raumfahrzeuge befand, sind die chinesischen Funktionäre nun zuversichtlich, bis zu drei chinesische Astronauten bei der nächsten Rendezvousmission einzusetzen.

Geführt von Radardaten, Laser- und optischen Sensoren steuerte der Bordrechner der SHENZHOU 8 die Kapsel zu einer Kopplung um 18:28 Uhr MEZ in einer Höhe von über 320 km über China. Das Raumfahrzeug war am 31. Oktober um 22:58 Uhr vom Satellitenstartzentrum Jiuquan in der Provinz Innere Mongolei im Norden des Landes gestartet worden.

Die Kopplung erfolgte während eines nächtlichen Überfluges, um zu verhindern, daß Sonnenstrahlung die empfindlichen Navigationsinstrumente und Rendezvousgeräte stören könnten.

"Ich gebe bekannt, daß das Rendezvous und die Ankopplung von SHENZHOU 8 an TIANGONG 1 ein voller Erfolg war", erklärte der chinesische General Change Wanquan, der Kommandeur des chinesischen bemannten Raumfahrtprogramms.

Kameras an beiden Raumfahrzeugen übertrugen das historische Ereignis live zur Erde, um vom staatlichen chinesischen Fernsehen in alle Haushalte gesendet zu werden.

Nach dem ersten Kontakt wurde der Koppelungsring zwischen der SHENZHOU 8 und der TIANGONG 1 eingezogen und 12 Klammern wurden eingefahren, um eine feste Verbindung zwischen den beiden Raumfahrzeugen herzustellen. Zusammen bilden die beiden jetzt ein einziges Raumfahrzeug mit einer Länge von über 18 Metern Länge und rund 4 Metern Durchmesser, wobei die Solarzellenflügel nicht eingerechnet sind.

Es war das erste automatische Kopplungsmanöver Chinas, das damit dem elitären Club der Raumfahrtnationen mit dieser Fähigkeit beitritt. China ist bereits seit 2003 die dritte Nation, die mit eigener Kraft Raumfahrer in's All gebracht hat und führte 2008 den ersten erfolgreichen Außeneinsatz durch.

Start von SHENZHOU 8
Oben: Der Start der SHENZHOU 8 erfolgte am Sonntag, 31. Oktober 2011 um 22:58 MEZ vom chinesischen Raumfahrtzentrum Jiuquan. (Photo: Chinesische Akademie ffür Raumfahrtträgertechnologie)
Der Kopplungsstutzen der SHENZHOU ist ähnlich des russischen APAS-Systems, das beim sowjetisch-amerikanischen APOLLO-SOJUS-Testprojekt verwendet wurde, wie auch beim Bau der russischen Raumstation MIR und von amerikanischen Raumfähren, die die Internationale Raumstation besuchten.

Das androgyne Kopplungssystem wurde so entworfen, daß jedes der beiden Raumfahrzeuge der aktive oder passive Partner sein kann.

China hatte dazu verlauten lassen, daß das Kopplungssystem es den SHENZHOU-Kapseln ermöglichen würde, auch an der ISS anzulegen, sollte das Land jemals in das multinationale Programm eingeladen werden.

Sobald die SHENZHOU an der TIANGONG 1 angelegt hatte, übernahm die TIANGONG die Steuerung und Lageregelung des neuen Komplexes. TIANGONG hat sechs Steuermomentenkreisel, um die Lage zu regeln, ohne dabei wertvollen Treibstoff einsetzen zu müssen.

Die Raumfahrzeuge werden auch den produzierten Strom und andere Ressourcen gemeinsam nutzen.

Chinesische Funktionäre erklärten, die beiden Raumfahrzeuge sollen 12 Tage zusammengekoppelt bleiben, bevor sie sich wieder trennen und ein erneutes Rendezvous und Koppellung versuchen. Die SHENZHOU 8 wird dafür rund 140 Meter zurücksetzen, bevor ein erneuter Anflug durchgeführt wird, diesesmal bei tageslicht, um die Funktion der Rendezvoussensoren bei Tageslicht zu testen, wie Wu Ping, ein Sprecher des Ingenieursbüros für die chinesische bemannte Raumfahrt, einer Unterabteilung des chinesischen Militärs, erläuterte.

Zwei tage später solle die SHENZHOU erneut abkoppeln und sich von der TIANGONG absetzen. Anschließend solle sie um den 17. November herum abbremsen und nach dem Wiedereintritt am Fallschirm zur Erde zurückkehren.

TIANGONG 1 wird derweil weiter im All verbleiben und auf die SHENZHOU 9 warten, die bereits menschliche Passagiere für einen manuellen Kopplungstest in's All tragen könnte.

Von offizieller chinesischer Seite wurde erklärt, das mindestens eine der beiden nächsten SHENZHOUs, die beide die TIANGONG 1 besuchen sollen, bemannt sein sollen. Beide könnten bemannt fliegen, sollte SHENZHOU 8 ein voller Erfolg sein.

TIANGONG 1 wurde für eine zweijährige Mission ausgelegt. Danach will China in 2013 das größere TIANGONG 2 Modul starten, um umfangreichere Kopplungstests durchzuführen. Ein drittes TIANGONG-Modul könnte in 2015 gestartet werden, um den Weg für den Aufbau einer 100-Tonnen-Raumstation bis 2020 zu bereiten.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 3. November MMXI