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Artikel 22. Januar 2009
Rußland will nach 2009 keine Touristen zur ISS fliegen
Mit Erweiterung der Stationsbesatzung keine freien Plätze mehr auf Sojus-Kapseln - Vermittlungsfirma möchte aber private Sojusflüge organisieren

Charles Simonyi
Oben: Charles Simonyi ist der erste Weltraumtourist, der zweimal mit einer Sojus zur Internationalen Raumstation fliegen wird. Sein zweiter Start ist für März angesetzt. (Photo: Space Adventures)
Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde hat nach Angaben von russischen Nachrichtendiensten vom Mittwoch erklärt, daß Millionäre auf der Suche nach dem Nervenkitzel nach 2009 nicht mehr in der Lage sein werden, einen Touristenflug zur Internationalen Raumstation zu buchen.

Anatoly Perminow, der Direktor der russischen Bundesraumfahrtbehörde, hat Berichten zufolge gegenüber der Tageszeitung Rossiiskaja Gaseta geäußert, daß 2009 das letzte Jahr sein werde, in dem Weltraumtouristen in der Lage sein werden, zur Raumstation zu fliegen, da danach durch die Aufstockung der Besatzungsstärke der ISS auf sechs Personen keine freien Sitze in den Sojus-Raumfahrzeugen mehr zur Verfügung ständen.

Die Internationale Raumstation soll Ende Mai ihre derzeitig dreiköpfige ständige Besatzung verdoppeln. Seit 2001 haben bislang sechs Touristen die Station besucht, wobei sie jeweils zwischen 20 und 30 Millionen US-Dollar (15,4 bis 23,1 Mill. Euro) für einen entsprechenden Vertrag bezahlt hätten, der zwischen der russischen Raumfahrtbehörde und der US-Firma Space Adventures in Vienna im US-Bundesstaat Virginia ausgehandelt worden war.

Der nächste Weltraumtourist, der amerikanische Milliardär Charles Simonyi, soll im März zusammen mit der Expedition 19 Besatzung zum Orbitallabor starten.

Simonyi zahlt Berichten zufolge 35 Millionen US-Dollar (26,9 Mill. Euro) für seinen zweiten Flug zur Raumstation. Er hatte den Außenposten bereits im April 2007 während eines 13-tägigen Raumfluges besucht, für den er über 20 Mill. US-Dollar bezahlt hatte. Seither sind die Flugpreise inflationsbedingt auf über 30 Mill. US-Dollar gestiegen, wie Verantwortliche von Space Adventures erklärt hatten.

Simonyis zweiter Flug kostet darüber hinaus zusätzliche 5 Mill. US-Dollar aufgrund seiner Mitgliedschaft im Orbitalmissionen-Explorerkreis von Space Adventures, einem Eliteclub aus sechs Personen, die jeweils 5 Millionen US-Dollar hinterlegt haben, um an die Spitze der Warteschlange für verfügbare Flüge gesetzt zu werden.

Richard Garriott
Oben: Richard Garriott, der bislang letzte Weltraumtourist versuchte sich auf der ISS als Maler in der Schwerelosigkeit. (Photo: Space Adventures, RichardInSpace.com)
Hochrangige Verantwortliche und Kosmonauten der russischen Raumfahrtbehörde sind am 15. Januar mit der Rossiiskaja Gaseta (Russischer Anzeiger) am runden Tisch zusammengekommen um die Zukunft der bemannten Raumfahrt des Landes zu diskutieren, wie die russische Luft- und Raumfahrtfirma RSC Energija erklärte, die Photos von dem Treffen auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat.

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti, habe Perminow erklärt, daß Simonyi und ein kasachischer Raumfahrer in diesem Jahr zur Raumstation fliegen werden, wobei der Kasache im Oktober mit einer russischen Sojus starten werde. Aber der Plan, die Besatzung der Internationalen Raumstation zu verdoppeln, verhindere, daß in Zukunft weitere Raumfahrttouristen einen Platz auf einem regulären Sojus-Flug finden werden.

Im letzten Jahr hatte Space Adventures Pläne verkündet, den ersten privaten Sojus-Raumflug zur Raumstation zu starten. Die Mission, die für 2011 vorgesehen ist, soll zwei zahlende Passagiere und einen professionellen Kosmonautenkommandant beinhalten. Verantwortliche von Space Adventures standen am Mittwoch noch nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.

Ria Novosti berichtete auch, daß Rußland nicht plane, irgendeinen ihrer für dieses Jahr geplanten Flüge zur Raumstation zu streichen. Die Raumfahrtbehörde soll in diesem Jahr zwei zusätzliche Sojus-Raumfahrzeuge für den Personentransport, sowie PROGRESS-Transporter für die Versorgung des Orbitallabors starten.

"Ich hoffe, daß wir zurechtkommen werden", zitiert die Nachrichtenagentur Perminow. "Derzeit bereiten wir vier bemannte Starts vor, nicht nur zwei wie ursprünglich geplant, und werden fünf statt vier Frachtmodule in's All schicken."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 26. Januar MMIX