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Bericht 5. Dezember 2010
Drei GLONASS-Satelliten stürzen nach PROTON-Fehlstart in den Pazifik
Grund für Fehlfunktion noch unbekannt - Roskosmos setzt Untersuchungskommission ein

PROTON-Start
Oben: Die PROTON mit den drei GLONASS-Satelliten hebt planmäßig von der Startrampe des Kosmodroms Baikonur ab. (Photo: Roskosmos)
Drei russische Navigationssatelliten sind am Sonntag Vormittag während eines Starts auf der Spitze einer russischen PROTON-Trägerrakete in den Pazifik gestürzt. Die Verantwortlichen haben inzwischen eine Untersuchungskommission einberufen, um die Ursache für den Fehlstart zu ermitteln.

Die PROTON hatte um 11:25 Uhr MEZ vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan abgehoben. Die Live-Übertragung vom Start zeigte einen normalen Aufstieg in einen klaren frühen Nachmittagshimmel.

Die drei Hauptstufen der PROTON sollten die Block-DM-Oberstufe und die drei GLONASS-Satelliten rund 10 Minuten nach dem Start im All absetzen.

Nach Angabe der russischen Nachrichtenagentur Nowosti, war die PROTON um 8 Grad von ihrem Kurs abgewichen. Die Meldung zitiert eine ungenannte Quelle aus der russischen Raumfahrtindustrie, die behauptet, daß die Block-DM-Oberstufe und die drei Nutzlasten rund 1500 km nordwestlich von Hawaii in den Pazifik gestürzt seien.

Chrunitschew, der PROTON-Hersteller, und die russische Raumfahrtbehörde, machten keine Angaben über einen möglichen Grund für die Anomalie, obgleich Quellen berichteten, daß die Fehlfunktion um den Zeitpunkt der Abtrennung der dritten Stufe und der Zündung der Block-DM-Oberstufe herum aufgetreten sei.

"Gemäß der Telemetriedaten wurde der Satellitenschwarm in eine nicht vorgesehene Umlaufbahn hineingetragen", erklärten Chrunitschew und Roskosmos in einer gemeinsamen Stellungnahme. "Ein Sonderausschuß wurde eingesetzt, um den Grund für den Fehler zu finden und die nächsten Schritte zu definieren."

Der letzte Fehlstart einer PROTON Trägerrakete hatte sich im September 2007 ereignet, als die erste und zweite Stufe der Rakete sich nicht richtig voneinander trennten. Dadurch ging ein japanischer Kommunikationssatellit verloren.

Der letzte Fehlschlag, der auf das Konto einer Block-DM-Oberstufe ging, war eine Mission von Sea Launch im Juni 2004, bei der eine kommerzielle Nutzlast in einer niedrigeren Umlaufbahn als vorgesehen abgesetzt wurde. Der Satellit konnte aber die Block-DM-Fehlfunktion ausgleichen und schließlich aus eigener Kraft seine geostationäre Umlaufbahn erreichen.

Die Block DM sollte nach dem Start mit der PROTON am Sonntag zweimal feuern, um die drei GLONASS-Satelliten in ihre vorgesehenen Umlaufbahnen in fast 20.000 km Höhe bei einer Bahnneigung von 65 Grad einzubringen.

Der nächste PROTON-Start ist für den 19. Dezember als ein kommerzieller Flug unter der Federführung von International Launch Services geplant. Welche Auswirkung der Fehlstart vom Sonntag auf die anstehenden PROTON-Missionen haben wird, ist noch unklar.

Jeder GLONASS-M-Satellit wiegt rund 1360 kg beim Start, einschließlich des Treibstoffes für die Lage- und Bahnmanöver im All. Die modernisierten GLONASS-M-Satelliten wurden nach Angabe ihres Herstellers, der Firma Informationssatellitensysteme Reschetnew, dafür ausgelegt, sieben Jahre in der Umlaufbahn betrieben zu werden.

Die GLONASS-Satelliten senden von ihrem orbitalen Sitzplatz aus Navigationssignale an militärische und zivile Nutzer. Dabei erreichen sie Empfänger am Boden auf einem breiten Streifen, der nahezu von Pol zu Pol reicht.

Verteilt in drei orbitale Gruppen, besteht die GLONASS-Konstellation derzeit aus 26 Satelliten, darunter 2 Ersatzsatelliten und vier in Wartung, wie man auf der Webseite der russischen Raumfahrtbehörde nachlesen kann.

Die Flotte benötigt 24 betriebsbereite Satelliten, um ihren globalen Ortsbestimmungsdienst ausführen zu können.

Ein aufgewerteter GLONASS-K-Satellit ist derzeit für den Start auf einer SOJUS-Trägerrakete Ende Dezember vorgesehen. Die neue Generation der GLONASS-Satelliten ist leichter und hat eine längere Lebensdauer.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 6. Dezember MMX