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Artikel 14. Januar 2004
Zurück zum Mond bis 2020
US-Präsident Bush hält Rede am NASA-Hauptquartier - Fertigstellung der ISS, neues bemanntes Raumfahrzeug und Mondstation auf der Agenda - vollständige Übersetzung nur hier!

Dies ist die Übersetzung der Mitschrift der Rede von US-Präsident George W. Bush im NASA-Hauptquartier in Washington vom 14. Januar 2004.

"Vielen Dank für den herzlichen Empfang. Ich fühle mich geehrt, hier beit den Männern und Frauen der NASA sein zu dürfen. Ich danke denen, die persönlich gekommen sind. Ich begrüße diejenigen, die per Video[-übertragung] zuhören. Diese Behörde und die engagierten Mitarbeiter, die ihr dienen, haben immer die besten Werte unseres Landes wiedergespiegelt: Wagemut, Disziplin, Einfallsreichtum und Einigkeit in der Verfolgung großer Ziele.

Amerika ist stolz auf sein Weltraumprogramm. Die Menschen, die die Risiken auf sich nehmen, und die Visionäre dieser Behörde, haben das Wissen der Menschheit erweitert, haben unser Verständnis vom Universum revolutioniert und technologische Fortschritte hervorgebracht, die der gesamten Menscheit zugute gekommen sind.

Inspiriert von all dem, was bisher gewesen ist und geleitet von klaren Zielen, setzen wir heuten einen neuen Kurs für Amerikas Raumfahrtprogramm. Wir werden der NASA eine neue Richtung und Vision für die zukünftige Erkundung [des Weltraums] geben. Wir werden neue Schiffe bauen, um Menschen fort in's Universum zu tragen, um eine neue Basis auf dem Mond zu errichten und um uns für Reisen zu Welten jenseits unserer eigenen vorzubereiten.

Ich fühle mich wohl dabei, diese neuen Aufgaben an die NASA unter der Führung von Sean O'Keefe weiterzugeben. Er macht einen exzellente Arbeit. (Applaus) Ich bin dankbar für die Einführung von Kommandant Michael Foale. Es tut mir leid, daß ich ihm nicht die Hand schütteln konnte. (Lachen) Vielleicht, Herr Commissioner, bringen sie ihn mit ... Herr Administrator, bringen sie ihn mit in's Oval Office, wenn er wieder zurück ist, damit ich ihm persönlich danken kann.

Ich weiß auch, daß er dort im Weltraum zusammen mit seinem Kollegen Alexander Kaleri ist, der zufällig ein russischer Kosmonaut ist. Ich weiß die gemeinsamen Anstrengungen der Russen mit unserem Land zur Erkundung [des Weltraums] zu schätzen. Ich möchte den Astronauten, die hier mit uns sind, danken, den mutigen Raumfahrtunternehmern, die ein so wundervolles Beispiel für die jungen Menschen in diesem Land geben. (Applaus)

Und wir haben heute auch ein paar Veteranen unter uns. Ich schätze die Astronauten von gestern, die die Astronauten von heute inspiriert haben, unserem Land zu dienen, ebenso. Ich schätze ganz besonders die Mitglieder des Kongresses, die hier sind. Tom DeLay ist hier als Führer einer Delegation des [Abgeordneten-]Hauses. Senator Nelson ist hier aus dem Senat. Ich fühle mich geehrt, daß sie alle gekommen sind. Ich schätze ihr Interesse an diesem Thema ... (Lachen) ... Es ist ein Thema, daß dieser Administration wichtig ist, ein Thema, daß besonders wichtig für das Land und für die Welt ist.

Vor Zweihundert Jahre verließen Meriweather Lewis und William Clark St. Louis um das neuerworbene Land in Louisiana zu erkunden. Sie machten diese Reise im Geiste der Entdeckung, um die Möglichkeiten des riesigen neuen Territoriums zu erfassen und um einen Weg zu kartieren, auf dem andere folgen mochten.

Amerika ist aus den selben Gründen in's All vorgestoßen. Wir haben Raumflüge unternommen, weil der Wunsch zu entdecken und zu verstehen Teil unseres Charakters ist. Und dieses Streben hat uns fühlbaren Nutzen gebracht, der unser Leben in unzähliger Weise verbessert hat. Die Weltraumerkundung hat zu Fortschritten in der Wettervorhersage, in der Kommunikation, in der Computertechnik, in der Such- und Rettungstechnik, Robotik und Elektronik geführt. Unsere Investitionen in die Weltraumerkundung haben dabei geholfen ein Satellitentelekommunikationsnetzwerk und das Globale Ortsbestimmungssystem aufzubauen. Medizinische Technologien, die dabei helfen, das Leben zu verlängern, so wie die Abbildungsverfahren, die in Computer- und Kernspintomographen eingesetzt werden, haben ihren Ursprung in Technologien, die für den Einsatz im All entwickelt wurden.

Unsere aktuellen Programme und Raumfahrzeuge zur Erkundung des Weltalls haben uns weit gebracht und gut gedient. Das Space Shuttle hat mehr als einhundert Missionen geflogen. Es wurde eingesetzt, um wichtige Forschung durchzuführen und die Summe menschlichen Wissens zu vermehren. Raumfährenbesatzungen, und die Wissenschaftler und Ingenieure, die sie unterstützen, haben bei dem Aufbau der internationalen Raumstation geholfen.

Teleskope, einschließlich derer im All, haben allein im letzten Jahrzehnt mehr als einhundert Planeten [außerhalb unseres Sonnensystems] entdeckt. Sonden haben uns phänomenale Bilder von den Ringen des Saturns und den äußeren Planeten unseres Sonnensystems gezeigt. Robotische Entdecker haben Hinweise auf Wasser, einer Schlüsselvoraussetzung für Leben, auf dem Mars und den Monden des Jupiters gefunden. Genau zu dieser Stunde ist das Marserkundungsfahrzeug SPIRIT auf der Suche nach Hinweisen für Leben außerhalb der Erde.

Trotz all dieser Erfolge bleibt für uns noch viel zu entdecken und zu lernen. In den letzten 30 Jahren hat kein menschliches Wesen seinen Fuß auf eine andere Welt gesetzt oder hat sich weiter als rund 620 km, in etwa der Distanz zwischen Washington, D.C und Boston, Massachusetts, von der Erde entfernt. Amerika hat für nahezu ein Vierteljahrhundert kein neues Raumfahrzeug entwickelt, mit dem die bemannte Erkundung des Alls vorangetrieben werden könnte. Es ist Zeit für Amerika, die nächsten Schritte zu machen.

Heute verkünde ich einen neuen Plan, mit dem das Weltall erkundet und die menschliche Präsenz auf das ganze Sonnensystem ausgeweitet werden soll. Wir werden sehr bald mit diesen Anstrengungen beginnen, indem wir bereits existierende Programme und Personal einsetzen. Wir werden stetigen Fortschritt machen ... eine Mission, eine Reise, eine Landung jeweis nach der anderen.

Unsere erste Aufgabe ist es, den Aufbau der internationalen Raumstation bis 2010 abzuschließen. Wir werden beenden, was wir begonnen haben; wir werden unseren Verpflichtungen gegenüber unseren 15 internationalen Partnern an diesem Projekt nachkommen. Wir werden unsere zukünftige Forschung an Bord der Station auf die langfristigen Effekte von Raumflügen auf die menschliche Biologie konzentrieren. Die Umgebung des Alls ist feindlich für menschliche Wesen. Strahlung und Schwerelosigkeit stellen eine Gefährdung für die menschliche Gesundheit dar, und wir haben noch viel zu lernen über ihre Langzeitauswirkungen, bevor menschliche Besatzungen für Monate an einem Stück durch die riesige Leere des Alls reisen können. Forschung an Bord der Station und hier auf der Erde wird uns dabei helfen, die Hindernisse, die die Erkundung des Alls begrenzen, besser zu verstehen und zu überwinden. Durch diese Anstrengungen werden wir die Fähigkeiten und Techniken, die notwendig sind, um die weitere Erkundung des Alls fortzuführen, entwickeln.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir das Space Shuttle so bald als möglich in Vereinbarung mit den Sicherheitsbedenken und den Empfehlungen des COLUMBIA-Unfalluntersuchungsausschußes wieder fliegen lassen. Die Hauptaufgabe der Raumfähren in den nächsten Jahren wird sein, bei der Beendigung des Aufbaus der Internationalen Raumstation zu helfen. Im Jahr 2010, nach beinahe 30 Dienstjahren, soll es dann außer Dienst gestellt werden.

Unsere zweite Aufgabe ist die Entwicklung und Erprobung eines neuen Raumfahrzeuges, des bemannten Erkundungsraumfahrzeuges [CEV] bis zum Jahr 2008 und der Durchführung einer ersten bemannten Mission bis zum Jahr 2014. Das bemannte Erkundungsraumfahrzeug wird in der Lage sein, Astronauten und Wissenschaftler zur Raumstation zu bringen, nachdem das Shuttle außer Dienst gestellt wurde. Aber der Hauptzweck dieses Raumfahrzeugs wird sein, Astronauten zu anderen Welten jenseits unserer Umlaufbahn zu transportieren. Dies wird das erste Raumfahrzeug dieser Art seit dem Apollo Kommandomodul sein.

Unsere dritte Aufgabe wird die Rückkehr zum Mond bis zum Jahr 2020 sein, als der Ausgangspunkt für Missionen, die darüber hinaus gehen sollen. Von spätestens 2008 an werden wir Robotmissionen zur Mondoberfläche schicken um zu forschen und die bemannte Erkundung vorzubereiten. Mit dem bemannten Erkundungsraumfahrzeug werden wir ab 2015 ausgedehnte bemannte Missionen zum Mond unternehmen, mit dem Ziel, dort für immer weiter ausgedehnte Zeiträume zu leben und zu arbeiten. Eugene Cernan, der heute unter uns ist, der letzte Mensch, der seinen Fuß auf die Mondoberfläche gesetzt hat, hat bei seinem Abschied vom Mond gesagt: "Wir gehen, wie wir kamen, und so Gott will, werden wir zurückkehren, in Frieden und mit Hoffnung für die ganze Menschheit." Amerika wird diese Worte wahr machen. (Applaus)

Die Rückkehr zum Mond ist ein wichtiger Schritt für unser Raumfahrtprogramm. Die errichtung einer ausgedehnten menschlichen Präsenz auf dem Mond könnte die Kosten für die weitere Weltraumerkundung drastisch reduzieren und wesentlich ambitioniertere Missionen möglich machen. Schwere Raumfahrzeuge und Treibstoff aus der Anziehungskraft der Erde herauszuheben ist teuer. Raumfahrzeuge, die auf dem Mond zusammengebaut und ausgerüstet werden, könnten dessen niedriger Schwerkraft mit viel weniger Energie entkommen und somit auch mit weniger Kosten. Außerdem besitzt der Mond Bodenschätze im Überfluß. Sein Boden enthält Rohstoffe, die gewonnen und in Raketentreibstoff oder Atemluft verarbeitet werden können. Wir können unsere Zeit auf dem Mond nutzen, um neue Herangehensweisen, Technologien und Systeme zu entwickeln, die es uns ermöglichen, in anderen Umgebungen mit größeren Herausforderungen zu agieren. Deer Mond ist ein logischer Schritt zu weiterem Fortschritt und neuen Errungenschaften.

Mit der Erfahrung und dem Wissen, die wir auf dem Mond gewinnen, werden wir bereit sein, um die nächsten Schritte in der Weltraumerkundung durchzuführen: bemannte Missionen zum Mars und zu Welten noch weiter entfernt. (Applaus) Robotische Missionen werden als Pioniere dienen, als vorgeschobene Wächter zum Unbekannten. Sonden, Lander und andere Raumfahrzeuge dieser Art werden weiterhin ihren Wert unter Beweis stellen, indem sie spektakuläre Bilder und riesige Mengen an Daten zur Erde senden. Und trotzdem kann der menschliche Wissensdurst selbst durch die lebendigsten Bilder und die detailliertesten Messungen nicht befriedigt werden. Wir müssen selbst nachsehen, untersuchen und berühren. Und nur menschliche Wesen sind in der Lage, sich an die unausweichlichen Unsicherheiten, die Weltraumflüge mit sich bringen, anzupassen.

In dem Maße, wie unser Wissen zunimmt, werden wir neue Energierzeugungs-, Antriebs-, Lebenserhaltungs- und andere Systeme entwickeln, die Reisen über noch größere Distanzen unterstützen. Wir wissen nicht, wo diese Reise enden wird, aber wir wissen bereits dies: Die Menschen sind auf dem Weg in den Kosmos. (Applaus)

Und auf dieser Reise werden wir eine Menge technologischer Durchbrüche machen. Wir wissen noch nicht, welche Durchbrüche das sein werden, aber wir können sicher sein, daß sie kommen werden und daß sich unsere Bemühungen vielfach auszahlen werden. Wir mögen Resourcen auf dem Mond oder Mars finden, die unsere Vorstellungskraft übersteigen, an die Grenzen unserer Träume gehen. Und die Faszination, die von der weiteren Erkundung ausgeht, wird unsere jungen Menschen inspirieren, Mathematik, Natur- und Ingenieurswissenschaften zu studieren und eine neue Generation von Erfindern und Pionieren zu schaffen.

Dies wird die große und zusammenführende Mission für die NASA sein, und wir wissen, daß sie das erreichen können. Ich habe Administrator O'Keefe angewiesen, alle aktuellen Raumfahrt- und -erkundungsaktivitäten zu überprüfen und sie gemäß den Zielen, die ich umrissen habe, neu auszurichten. Ich werde außerdem eine Kommission aus Experten aus dem privaten und öffentlichen Sektor zusammenstellen, die bei der Umsetzung der Vision, die ich heute umrissen habe, beraten soll. Diese Kommission soll innerhalb von vier Monaten zum ersten Mal zusammentreten und mir davon Bericht erstatten. Ich benenne heute den früheren Luftwaffenminister Pete Aldridge als den Vorsitzenden dieser Kommission. (Applaus) Danke, daß sie heute gekommen sind, Pete. Er hat eine außerordentliche Erfahrung aus dem Verteidigungsministerium und der Luft- und Raumfahrtindustrie mitgebracht. Er wird mit seiner wichtigen Arbeit sofort beginnen.

Wir laden andere Nationen ein, die Herausforderungen und Gelegenheiten dieser neuen Ära der Entdeckungen mit uns zu teilen. Die Vision, die ich heute vorgestellt habe, ist eine Reise und kein Rennen, und ich fordere andere Nationen auf, uns auf dieser Reise im Geiste der Kooperation und der Freundschaft zu begleiten.

Die Erfüllung dieser Ziele erfordert ein langfristiges Engagement. Der aktuelle Fünfjahreshaushalt der NASA beträgt $86 Milliarden. Der größte Teil der Gelder, die für die neuen Anstrengungen benötigt werden, wird durch die Umschichtung von $11 Milliarden innerhalb dieses Haushaltes aufgebracht. Dennoch werden einige zusätzliche Mittel benötigt. Ich werde den Kongress bitten, den NASA-Haushalt um knapp eine Milliarde Dollar, verteilt über die nächsten fünf Jahre, zu erhöhen. Diese Erhöhung, zusammen mit der Neuausrichtung unserer Raumfahrtbehörde, ist ein solider Anfang, um die Herausforderungen und die Aufgaben, die wir heute festgelegt haben, anzugehen. Es ist nur ein Anfang. Zukünftige Entscheidungen zur Mittelbewilligung wird von dem Fortschritt abhängen, den wir bei der Erreichung unserer Ziele machen.

Wir beginnen diese Reise mit der Kenntnis, daß Weltraumfahrt große Risiken in sich birgt. Der Verlust der Raumfähre COLUMBIA ist nur knapp ein Jahr her. Seit dem Beginn unseres Raumfahrtprogramms hat Amerika 23 Astronauten verloren, sowie einen aus einer verbündeten Nation; Männer und Frauen, die an ihre Mission geglaubt und die Gefahren akzeptiert haben. Wie einer der Angehörigen meinte: "Das Vermächtnis der COLUMBIA muß weitergeführt werden, zum Nutzen unserer Kinder und zu ihrem." Die Besatzung der COLUMBIA ist nicht vor der Herausforderung zurückgewichen, und ebensowenig werden wir das. (Applaus)

Die Menschheit zieht es aus denselben Gründen in den Himmel, wie es uns einst in die unbekannten Länder und über die offene See gezogen hat. Wir haben uns entschieden, das Weltall zu erforschen, weil dies unser Leben verbessert und den Geist unserer Nation beflügelt. So laßt uns diese Reise fortsetzen.

Mit Gottes Segen. (Applaus)

HIerzu gibt es einen Kommentar von Matthias Pätzold.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 15. Januar MMIV