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Artikel 3. Dezember 2008
Studie erklärt dunkle Flecken auf der Venus
Noch unbekannte Chemikalie wird durch Konvektion in die Höhe gespült und absorbiert UV-Licht

Venus in UV
Oben: Diese Aufnahme der Venus-Überwachungskamera (VMC) im ultravioletten Licht zeigt die durch die unbekannte chemische Substanz in den Wolken hervorgerufenen Helligkeitsunterschiede. Im Äquatorialbereich eher dunkel und in den mittleren Breiten eher hell, je nach Stärke der Konvektionsströmung. (Photo: ESA/MPS/DLR/IDA)
Die Wolken auf der Venus beginnen sich zu lichten, nachdem neue Bilder mehr über die Struktur einer dichten Schicht offenlegen, die den heißen Planeten verhüllt.

Der Wolkenschleier erlaubt es einer geringen Menge an Sonnenlicht, die Oberfläche der Venus zu erreichen, wird dann aber wie in einem Treibhaus in der Hitze gefangen, was die Temperatur an der Oberfläche bis auf schwindelerregende 465°C emportreibt.

Seit vorangangene Venus-Missionen einige Informationen über die Wolken gewonnen hatten, hatten sich die Astronomen bereits über ein rätselhaftes Phänomen gewundert, das man im ultravioletten Licht sehen kann. Gewisse Regionen zeigen dunklere Flecken, was bedeutet, daß chemische Substanzen in diesen Wolken UV-Licht absorbieren und deshalb das Gebiet dunkler erscheinen lassen.

Neue Aufnahmen lassen nun vermuten, daß in einigen Gegenden des Planeten eine Vermischung zwischen höher- und tieferliegenden Wolken erfolgt, und in anderen nicht, was die dunklen und hellen Bereiche erklärte.

Die Studie, die auf Daten einer Kamera und anderen Instrumenten an Bord der Raumsonde VENUS EXPRESS beruhen, bringt die Wissenschaftler jetzt der Entschlüsselung der mysteriösen Wolkenchemie näher. Während die Wissenschaftler der Studie die Chemikalie noch immer nicht identifizieren können, haben sie herausgefunden, welcher Vorgang die Veränderungen in den Wolkentypen der Venus verursacht.

Die Ergebnisse, die in der Ausgabe vom 4. Dezember der Zeitschrift "Nature" veröffentlicht werden, könnten auch Wissenschaftlern helfen, die die tosenden Winde auf der Venus untersuchen, die die Wolkenbewegungen antreiben.

Die Forscher der VENUS EXPRESS, geführt von Dmitri Titow vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, fanden heraus, daß entlang der äquatorialen, tropischen Regionen der Venus die oberste Wolkenschicht reich an der mysteriösen Substanz ist und so als dunkles Band auf den ultravioletten Aufnahmen erscheint. Mit Aufnahmen im infraroten Spektralbereich konnten die Forscher gleichzeitig die Temperaturverteilung in derselben Region bestimmen. Es zeigte sich, daß wie bei kochendem Wasser das Material durch Konvektion von unten in die Oberschichten der Wolken hinaufgespült wird.

"Die Sonne heizt die Atmosphäre am Äquator auf und die Luft beginnt zu kochen oder sich in vertikaler Richtung zu vermischen", erklärte Titow. "Es kommt aus den Tiefen der Wolke. Es wird unaufhörlich durch diese konvektive Aktivität zur Wolkenspitze hinaufgespült."

Querschnitt durch Venusatmosphäre
Oben: Dieser Querschnitt durch die Venusatmosphäre vom Äquator zum Pol zeigt die Lage der unterschiedlichen Wolkentypen. In Äquatornähe die heißen und stark konvektiven im UV-Licht dunklen Wolken, in mittleren Breiten die kühleren und weniger aktiven helleren Wolkenbänder und am Pol die flacheren kühlen Wirbelsturmwolken. Die eingezeichneten Linien sind Isothermen, Linien gleicher Temperatur (in °C). (Abbildung: MPI für Sonnensystemforschung, Titow et al., 2008)

In den mittleren Breiten fanden Titow und seine Kollegen auf den UV-Aufnahmen ein helles Wolkenband, das vermuten läßt, daß diese Wolken reich an Schwefelsäure sind. Die Wolkenspitzen waren außerdem viel kühler als in den Venustropen. Titow erklärte, daß die kühlen Wolkenoberschichten der mittleren Breiten sich wie eine Barriere verhalten und ein vertikales Vermischen vehindern, das sonst Material von unten heraufbrächte.

Die neuen VENUS-EXPRESS-Daten zeigten außerdem, daß die Wolken sowohl in der Äquatorialregion, als auch in den mittleren Breiten, sich bis zu 72 km hoch über die Oberfläche erstrecken. Da sie etwa in 50 km Höhe beginnen, bilden sie so eine über 20 km dicke Wolkenschicht.

Aber nahe des Südpols des Planeten, wo ein gigantischer hurrikanartiger Strudel umherwirbelt, hängen die Wolkenspitzen wesentlich tiefer, nur bis in rund 64 km Höhe. Nach Titow ist höchstwahrscheinlich der Wirbelsturm für die niedrigeren Wolken dort verantwortlich.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 3. Dezember MMVIII