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Artikel 30. April 2009
Riesiger Einschlagkrater auf Merkur entdeckt
MESSENGER zeigt bislang unbekannte Ansichten vom innersten Planeten

Merkur
Oben: Ein Mosaik aus Bildern von MESSENGER, aufgenommen am 6. Oktober 2008, als die Sonde sich vom Merkur wieder entfernte. Die Falschfarbenabbildung gibt die Oberfläche wieder, wie die Sonde sie durch 11 verschiedene Farbfilter gesehen hat. (Photo: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Arizona State University/Carnegie Institute of Washington)
Neue Beobachtungen der Raumsonde MESSENGER zeigen rund 30% der Oberfläche des Planeten Merkur, die bislang noch nie von nahem gesehen wurden. Zu den neuen Entdeckungen gehören ein riesiger Einschlagkrater und Hinweise auf frühzeitliche Vulkane.

MESSENGER (MErcury Surface, Space ENvironment, GEochemistry, and Ranging spacecraft - Raumsonde zur Erkundung der Merkuroberfläche, -weltraumumgebung, -geochemie und -topographie) machte seinen zweiten nahen Vorbeiflug am Merkur im Oktober 2008, nachdem die Sonde im Jahr 2004 gestartet worden war. Die Sonde ist die erste, die den Planeten seit Mariner 10 in den 1970ern besucht.

Bis vor kurzem hatten die Wissenschaftler noch gesagt, daß der sonnennächste Planet der am wenigsten verstandene der vier terrestrischen Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars) sei. Für lange Zeit hatte man angenommen, daß er unserem Mond von der Zusammensetzung her sehr ähnelte, da beide Welten eine ähnliche pockennarbige graue Oberfläche aufweisen.

Eher wie der Mars

Die neuen Beobachtungen zeigen aber, daß die Kruste des Merkur hauptsächlich durch Vulkanismus gebildet wurde, mit uralten Vulkanen, die in der Vergangenheit Lava ausgespien hatten, die sich wiederum auf der Oberfläche verteilt und verfestigt hatte. Im Gegensatz dazu geht man davon aus, daß Vulkanismus bei der Bildung der Mondkruste eine deutlich geringere Rolle gespielt hatte.

"Vulkanismus war ein wirklich bedeutender Prozess auf Merkur, was sehr aufregend ist, denn vor MESSENGER's Vorbeiflug am Merkur, waren wir nicht einmal sicher, ob es dort überhaupt Vulkanismus gab", meinte Brett Denevi, promovierter Forscher an der Schule für Erd- und Weltraumerkundung der Staatsuniversität von Arizona. Denevi ist der Hauptautor eines Artikels in der Ausgabe vom 1. Mai der Zeitschrift Science, in dem die neue globale Karte von MESSENGER beschrieben wird.

Einschlagbecken Rembrandt
Oben: Das Einschlagbecken Rembrandt wurde von MESSENGER bei seinem zweiten Vorbeiflug am Merkur im Oktober 2008 entdeckt. Die BIlder zeigen, daß das Becken gut erhalten ist. (Photo: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Smithsonian Institution/Carnegie Institution of Washington)
Tatsächlich scheint die Merkuroberfläche eher der des Mars ähnlich zu sein, als der des Mondes.

Der neuentdeckte gigantische Krater, "Rembrandt" genannt, erstreckt sich über einen Durchmesser von über 700 km. Die schüsselförmige Vertiefung in der Merkuroberfläche war vermutlich schon vor 3,9 Milliarden Jahren entstanden, als dort ein Asteroid eingeschlagen war. Er hat es geschafft, seitdem zu überleben, mit Teile seines Bodens noch immer intakt, ohne daß er wie die meisten Krater von späteren Lavaflüssen angefüllt worden wäre.

"Dies ist das erste Mal, daß wir Terrain auf dem Boden eines Einschlagbeckens auf Merkur freiliegen sehen, daß sich seit seiner Bildung erhalten hat", erklärt Thomas Watters vom Zentrum für Erd- und Planetenstudien am Smithonian Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseum, der als Hauptautor eines anderen Artikels in derselben Science-Ausgabe den Krater beschreibt. "Terrain wie dieses hier ist normalerweise vollständig durch vulkanischen Strömen bedeckt worden."

Einzigartiger Krater

Der Kraterbodenzeigt wichtige Details aus der Vergangenheit des Merkurs, einschließlich verschiedene Stadien von vulkanischer und tektonischer Aktivität, die im Laufe der Zeit stattfanden.

"Das ist wirklich sehr spannend, weil dieses Muster der tektonischen Landschaftsräume anders als alles ist, das wir in jemals in irgendeinem Einschlagbecken im inneren Sonnensystem gesehen haben", erläuterte Watters.

Der zweite Vorbeiflug von MESSENGER brachte auch neue Chemikalien in Merkur's hauchdünner Atmosphäre zum Vorschein, darunter Magnesium, von dem man vorher nicht wußte, daß es dort vorkommt. Die Entdeckung bestätigt, daß Magnesium eine bedeutende Konstituente von Merkurs Oberfläche ist. Die verschiedenen Elemente, die auf der Oberfläche vorkommen, zu verstehen, hilft den Wissenschaftlern die Geschichte des Planeten und seine Entstehung zu rekonstruieren.

Krater Rudaki
Oben: Glatte Ebenen füllen in diesem farbverstärktem Bild von MESSENGER ein Becken nahe des Kraters Rudaki aus. (Photo: Science/AAAS)
Während des zweiten nahen Vorbeifluges am Merkur hat die Sonde außerdem ein viel dynamischeres Magnetfeld um den Planeten herum gemessen, als während des ersten Vorbeifluges. Diese Veränderung im Magnetfeld hängen mit der starken Strahlung zusammen, die von der nahen Sonne ausgeht und Schwankungen in der Merkuratmosphäre hervorruft.

Die Forscher hoffen, daß sie diesen Herbst dem Merkur noch mehr Geheimnisse entreißen können, wenn MESSENGER seinen dritten und letzten Vorbeiflug am Planeten durchführt, bevor die Sonde in eine feste Umlaufbahn um ihn einschwenkt.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 2. Mai MMIX