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Bericht 25. Juni 2004
Seltsame Felsformationen auf dem Mars
Wissenschaftler rätseln über Aufnahmen von Endurance und Gusow Krater - SPIRIT und OPPORTUNITY weiterhin auf Erfolgskurs

Felsschichten im 
Krater Endurance
Oben: Diese Aufnahme des Marserkundungsfahrzeugs OPPORTUNITY zeigt sehr schön die Felsschichten im Krater Endurance. (Photo: NASA/JPL)
Die beiden Marserkundungsfahrzeuge der NASA, beide inzwischen weit über ihre 90-tägige Hauptmissionszeit hinaus, sind in eine dramatische neue Phase ihrer Exploration eingetreten, wie Wissenschaftler heute erklärten. Auf der einen Seite des Planeten arbeitet sich OPPORTUNITY einen steilen Hang in das Innere von Krater Endurance hinab, wobei er langsam in der Zeit zurückwandert, da er mit zunehmender Tiefe immer ältere und deutlich voneinander verschiedene Felsarten entdeckt. Die Hinweise erhärten sich, daß einst seichte Seen in dieser Region vorkamen, die in regelmäßigen Abständen austrockneten und sich wieder füllten.

"Alles, was wir sehen, steht vollständig in Einklang mit sehr flachen Gewässern, mal feucht, mal ausgetrocknet, mit jeweils genügend Wasser um darin herumzuwaten, um dann wieder zu verdunsten und möglicherweise geschieht das ganze immer und immer und immer wieder", erläutert der Projektwissenschaftler Steve Squyres.

Auf der anderen Seite des Mars hat SPIRIT einen der bislang merkwürdigsten Felsen gefunden, einen der sich jedem Versuch, eine einfache Erklärung zu finden, widersetzt. Aber er enthält große Konzentrationen an Hämatit, einem Eisenmineral, das sich in der Gegenwart von Wasser bilden kann.

"In den letzten paar Wochen ist es uns so vorgekommen, als sei die Mission noch mal vorne angefangen", meinte Squyres. "Wir sind in völlig neuem Gelände und es ist eine ziemlich wilde Sache."

SPIRIT konzentriert sich zur zeit auf einen Stein, der "Goldtopf" getauft wurde und der am Fuß der Columbia-Hügel entdeckt wurde. Benannt nach den verunglückten Astronauten der Raumfähre COLUMBIA befindet sich die Kette aus sanft geschwungenen Hügeln rund drei Kilometer von der Landestelle SPIRITs im Krater Gusow entfernt.

Goldtopf zeigt einige seltsam ausschauende Steinkügelchen an den Enden von fragilen Stengeln. Squyres meinte, es seien keine Verwaschungen, wie die sogenannten "Blaubeeren", die in großen Mengen von OPPORTUNITY während der Erkundung der Meridiani Ebene gefunden wurden. Die Wissenschaftler wissen nicht, was sie von Goldtopf halten sollen oder welchen Anhalt er über die Vergangenheit des Mars geben kann.

"Ich weiß nicht, wie sich diese Dinge gebildet haben und das macht mich wahnsinnig, wenn ich ehrlich sein soll", sagte Squyres.

seltsame 
Formationen
Oben: Eine mikroskopische Aufnahme von SPIRIT zeigt die seltsamen und unerklärlichen Gesteinsformationen. (Photo: NASA/JPL)
Aber SPIRIT wird alle ihm zur Verfügung stehenden Werkzeuge einsetzen, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen.

"Wir sind nach Gusow gegangen, um nach Wasser zu suchen", erklärt Squyres weiter. "Wir sind dort niedergegangen, wir haben uns umgeschaut, wir sahen einen Haufen Lava. Wir haben kein Wasser gefunden. Was wir in der Ferne, in etwa zweieinhalb Kilometern Entfernung sehen konnten, nahezu unerreichbar, waren die Columbia-Hügel. Und wir begannen zu hoffen, daß nachdem wir uns ein paar Wochen im Gusow umgesehen haben, wir vielleicht dorthin gehen und etwas völlig anderes finden könnten.

Und dann ... beendeten wir diese sehr lange strapaziöse Reise über die Ebene und hofften, etwas wirklich neues und anderes in den Hügeln zu finden. Nun, das haben wir. Wir könnten tatsächlich auf eine Wassergeschichte gestoßen sein."

Aber Hämatit kann sich sowohl mit als auch ohne Wasser bilden.

"Der Schlüssel ist, daß man den Unterschied zwischen Hämatit mit einem Ursprung im Wasser und solchem, das ohne Wasser entstanden ist, feststellen kann, wenn man die Stoffe untersucht, die mit dem Hämatit einhergehen", erklärt Squyres. "Wenn man herausfindet, welche anderen Mineralien ebenfalls vorkommen, wenn man nach Mustern in der Elementenchemie sucht. Wenn der Stein mit Wasser in Kontakt gekommen ist, dann gibt es bestimmte Schlüsselspuren, die wir in seiner chemischen Zusammensetzung zu finden erwarten, die uns das zeigen."

Folgerichtig plant die SPIRIT-Forschergruppe, sich dafür seine Zeit zu nehmen. "Wir sind für viele Wochen so schnell wir konnten über die Ebene gerast und jetzt ist damit Schluß. Wir werden jetzt ganz methodisch die Chemie an dieser Stelle durchgehen, die Mineralogie ... Wir werden versuchen, einen dieser Felsen auseinanderzunehmen. Wir haben eine sehr sehr aufregende Zeit mit SPIRIT vor uns."

Chris Voorhees, ein Ingenieur für mechanische Systemtechnik am Laboratorium für Strahlantriebe(JPL) im kalifornischen Pasadena, meinte, beide Fahrzeuge wären weiterhin bei guter Gesundheit, obwohl die Techniker weiter die Daten analysieren, die darauf hinweisen, daß die Antriebswelle eines der sechs Räder SPIRITs an einem Problem mit der Schmierung leidet.

Der Felsen
Oben: Diese Aufnahme von SPIRIT zeigt den Felsen, der von den Wissenschaftlern "Goldtopf" getauft wurde. (Photo: NASA/JPL)
Sobald die Wissenschaftler ihre Untersuchung des Goldtopfes und anderen nahegelegenen Zielen abgeschlossen haben, soll SPIRIT in einer Ausrichtung geparkt werden, in der Sonnenlicht auf das betroffene Rad fallen kann. Außerdem sollen Heizelemente eingeschaltet werden, mit der Absicht, die Schmierstoffe, die aus dem Getriebelager entwichen sind, aufzulockern und neu zu verteilen.

Nur für den Fall, daß dies nicht funktioniert, üben die Techniker bereits Verfahren, um SPIRIT mit nur fünf statt sechs Rädern voranzubewegen.

"Es ist noch lange nicht das Ende der Welt, aber es stellt eine neue Herausforderung dar", meinte Voorhees.

Auf der anderen Seite des Mars bahnt sich OPPORTUNITY langsam seinen Weg in den Krater Endurance in der Hoffnung, Zugang zu noch älteren und tieferliegenden Felsformation zu erlangen, die mehr Hinweise über die wässrige Vergangenheit des mars bieten könnten. Zum jetzigen Zeitpunkt steht OPPORTUNITY auf einem 23 Grad steilen Hang. Direkt vor ihm befindet sich ein noch steilerer Abhang von 35-40 Grad Neigung.

Ingenieure, die mit einem baugleichen Rover am JPL arbeiten, meinten, daß ausführliche Tests gezeigt hätten, OPPORTUNITY könne sicher den Hang herab- und später auch wieder herauffahren. Bislang ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden, aber "der letzte Schluß war, daß die Testergebnisse sehr positiv ausgefallen sind, dahingehend, daß es möglich ist, diesen weiteren Weg zu gehen", erklärte Voorhees.

OPPORTUNITYs 
Weg nach Endurance hinein
Oben: Diese Abbioldung zeigt den Weg, den OPPORTUNITY, ausgehend vom Einstiegspunkt "Karatepe", in den Krater Endurance hinein genommen hat. Als "SOL" wird dabei ein Marstag (24 Std. 37 Min.) bezeichnet. (Abbildung: NASA/JPL)
Die Forscher sind sehr erpicht, OPPORTUNITY weiter in Endurance hineinzufahren, denn sie können bereits deutlich sehen, daß die Felsformationen direkt vor dem Fahrzeug eine andere Geschichte haben, als diejenigen, die man weiter oben gefunden hatte.

"Ich denke, von unseren bisherigen Erkundungen in den Krater Endurance hinein konnten wir zwei wichtige Aussagen mitnehmen", meinte Squyres. "Die eine ist, daß es dort unten eine riesige Menge an Salz gibt, und zwar um einiges mehr, als wir anfänglich vermutet hatten.

Das bedeutet auch, daß eine viel größere Menge an Wasser im Spiel war, als wir ursprünglich dachten. Was wir nun zu tun gedenken, ist, uns die Aufschichtung herabzuarbeiten und zu versuchen, wirklich zu verstehen, wieviel Sulfat sich tatsächlich an diesem Ort befindet, wieviel Meter dick das Zeug da liegt."

Sobald man diese Zahl zur Verfügung hat, können die Wissenschaftler bestimmen, wieviel Wasser bei der Entstehung involviert war.

"Also beginnen wir zu glauben, und jetzt bewege ich mich von wissenschaftlichen Entdeckungen zu wissenschaftlichen Hypothesen, wir fangen also an zu glauben, daß das Material, das wir weiter unten im Krater sehen, durchgerührt, vermischt und vom Wind umhergeweht wurde. Wir denken, daß sie zu einem gewissen Grad tatsächlich in feinste Partikel zerrieben und vom Wind miteinander vermischt worden."

Die bisherigen Beweise zeigen, "daß viel mehr Wasser da gewesen sein muß, als wir ursprünglich dachten, aber daß es Perioden von Feuchtigkeit und Trockenheit, dann wieder Feuchtigkeit und wieder Austrocknung gegeben hat, in denen es für eine gewisse Zeit naß wurde, um dann wieder wegzutrocknen und der Wind bläst dann alles umher. Dann wird es wieder feucht, und so weiter", erläutert Squyres.

"Ich glaube nicht ... daß wir zwingende beweise für etwas wie einen Ozean im Sinne eines sehr sehr tiefen Gewässers haben", meinte er. "Aber je mehr Sulfate wir finden, um so mehr Episoden, in denen Wasser vorhanden war, vermute ich, mußten stattgefunden haben, und um so größer muß die Gesamtmenge an Wasser gewesen sein, die durch dieses System geflossen ist, um so viel Sulfat abzulagern."

Quelle: Spaceflight Now


letzte Änderung am 1. Juli MMIV