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Artikel 26. Januar 2010
SPIRIT sieht dem Winterschlaf entgegen, danach neue Aufgaben für ihn geplant
Bevorstehende Zeit für den Rover sehr kritisch - verfügbare Sonnenenergie und Tiefe der Temperaturen werden sein Überleben bestimmen

Künstlerische Darstellung eines Rovers auf dem Mars
Oben: Künstlerische Darstellung eines Mars-Explorationsrovers wie er in seinen früheren Tagen über den Planeten fährt. SPIRIT's Zukunft wird die eines stationären Raumfahrzeuges sein - falls er den sich zusammenbrauenden Winter überlebt. (Abbildung: NASA/Laboratorium für Strahlantriebe - JPL)
Die Übergangszeit des Mars-Rovers SPIRIT von einem fahrbereiten zu einem stationären Roboter, der Winterschlaf hält, wird die gefährlichste Zeit, die zu überstehen einer der beiden Rover auf dem Roten Planeten bis jetzt gezwungen wurde. Er könnte jedoch zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr zu einem stationären wissenschaftlichen Lander wiedererwachen.

Am Dienstag teilten Verantwortliche der NASA mit, dass die Entscheidung getroffen wurde, die Versuche einzustellen, den Rover aus dem Sandhindernis zu befreien, in dem er gefangen ist.

Stattdessen werden sie versuchen, ihn vor den Wintertemperaturen zu schützen, um ihn als ortsfesten Lander an der wissenschaftlich bedeutenden Stelle "Home Plate" einsetzen zu können. Diese Region studiert er nun seit drei Jahren. Jegliche Radbewegung in den nächsten Tagen zielt darauf ab, den Winkel seines Solarzellendecks besser nach Norden hin auszurichten, um während der dunklen Wintertage, die auf der südlichen Hemisphäre des Mars näherrücken, mehr Sonnenlicht aufnehmen zu können.

SPIRIT befindet sich 16 Grad südlich des Äquators mitten in dem Höhenzug der Columbia Hügel im Südosten des Kraters Gusew.

Der Winter auf dem Mars wird SPIRIT in den Nächten mit Temperaturen von -51 Grad Celsius konfrontieren. Dabei besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Selbstschutz-Software des Rovers es ihm nicht erlaubt, dass "der Bär bis zum späten Sommer auf der Erde "aus seiner Höhle kommt", sagte John Callas, Rover-Projektleiter am Laboratorium für Strahlantriebe (Jet Propulsion Laboratory - JPL).

Erst dann wird das JPL und die Forschergruppe "Athena" der Cornell Universität wissen, dass sie tatsächlich noch einmal an einer neuen Landestelle gelandet sind. Dort soll die Vielzahl der geplanten, festen wissenschaftlichen Ziele erreicht werden, sollte SPIRIT überleben.

Bis Mitte Februar werden Rover-Fahrer versuchen, SPIRIT etwas rückwärts zu fahren, sodass er etwas höher auf die Erdhügel hinter seinen Hinterrädern hinauf kommt, um den Winkel zur Sonne noch weiter zu verbessern, erklärt die Rover-Fahrerin Ashley Stroupe. Solcherlei Manöver brachten letzte Woche ein bis zwei weitere Grade Richtung Norden. Die Solarzellen sind frei von Staub, was bedeutet, dass jedes weitere Grad an Höhe für täglich fünf bis sechs Watt mehr Leistung sorgen könnte bis das Ziel von 160 Wattstunden (Wh) pro Tag erreicht ist.

"Bei der derzeitigen Neigung werden wir dabei zusehen können, wie die Stromversorgung unter ein akzeptables Niveau abfallen wird, um den Rover über den Winter in Betrieb zu lassen", führt Callas weiter aus. Die täglichen 160 Wh wären nötig, um den Rover in einem Betriebszustand zu halten, in dem er von der Erde aus gesteuert werden kann.

Die sensible Elektronik des Rovers ist dafür ausgelegt, im Betriebszustand knapp -40 °C und im ausgeschalteten Zustand fast -55 °C standhalten zu können. Sie wird durch interne elektrische Aktivität und mehrere passive 1-Watt-Elektroerhitzer auf Kernenergiebasis erwärmt.

"Wir gehen davon aus, dass die Elektronik in den Tiefen des Winters ca. -45 °C abbekommen wird", meint Callas.

"Ob er mehrere Wochen mit solch kalten Nächten überleben kann, bleibt abzuwarten", sagt Doug McCuistion, Leiter der Mars-Programme in der NASA-Zentrale. Die Rover wurden für diese Auslegungswerte gebaut, aber diese bezogen sich auf einen nagelneuen Rover, nicht auf einen, der sechs Jahre alt ist und bereits tausende von täglichen und jahreszeitlich bedingten thermische Zyklen durchlaufen hat.

Es gibt keine Garantie dafür, dass er überleben wird. Während SPIRIT schläft, wird seine Wissenschaftsgruppe an einem detaillierten neuen Plan arbeiten, um die komplexen Sulfatgemische an seinem Standort zu studieren, sobald das Raumfahrzeug wieder zum Leben erwacht ist. Die Gruppe bereitet sich ebenfalls darauf vor, den Rover als Bahnverfolgungsfunkfeuer zu benutzen, um damit Schwankungen der Marsumlaufbahn berechnen zu können, aus denen sich erkennen lassen könnten, ob der Mars einen festen oder einen geschmolzenen Eisenkern hat.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 15. Februar MMX