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Artikel 29. September 2008
Mars Lander sieht fallenden Schnee
Daten der Erdproben lassen flüssige Vergangenheit des Mars vermuten

Lidaraufnahme von fallendem Schnee
Oben: Diese Graphik vom Lidar-Instrument des MPL zeigt die Anzeichen von fallenden Schneeflocken in einer Höhe von 3-4 Kilometern über der Oberfläche. (Abbildung: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona/Canadian Space Agency)
Der Mars Phoenix Lander der NASA hat Schnee beobachtet, der aus den Wolken gefallen ist. Auch die Experimente mit Bodenproben haben Beweise für eine Wechselwirkung zwischen Mineralien und flüssigem Wasser in ferner Vergangenheit hervorgebracht, Vorgänge, wie sie auch auf der Erde ablaufen.

Ein Laserinstrument, das die Wechselwirkung zwischen der Atmosphäre und der Oberfläche des Mars untersuchen soll, hat Schnee aus Wolken vier Kilometer über der Landestelle des Raumfahrzeugs angemessen. Die daten zeigen, daß der Schnee verdampft, bevor er den Boden erreicht.

"Soetwas wurde noch nie auf dem Mars gesehen", meinte Jim Whiteway von der York Universität in Toronto, der leitende Wissenschaftler für die in Kanada gebaute Meteorologische Station von Phoenix. "Wir werden jetzt nach Anzeichen Ausschau halten, ob der Schnee vielleicht sogar den Boden erreicht."

Phoenix Experimente zeigten auch deutliche Hinweise auf Kalziumkarbonat, dem Hauptbestandteil von Kreide, und Partikeln, die Lehm sein könnten. Die meisten Karbonate und Lehme auf der Erde bilden sich nur unter Anwesenheit von flüssigem Wasser.

"Wir sind immer noch dabei Daten zu sammeln und haben eine Menge Analysearbeit vor uns, aber wir machen guten Fortschritt bei den großen Fragen, die wir uns selbst gestellt haben", meinte der hauptverantwortliche Wissenschaftler der Phoenix-Mission, Peter Smith von der Universität von Arizona in Tucson.

Seit seiner Landung am 25. Mai hat Phoenix bereits bestätigen können, daß die harte Oberflächenunterschicht an seiner Landestelle im hohen Norden des roten Planeten Wassereis enthält. Festzustellen, ob dieses Eis jemals taut, könnte die Antwort liefern, ob die Umwelt dort einstmals günstige Bedingungen für Leben aufgewiesen hatte, eines der Schlüsselziele dieser Mission.

Der Nachweis von Kalziumkarbonat in den Bodenproben aus den Furchen, die der Robotarm von Phoenix gegraben hat, wurde von zwei Laborinstrumenten erbracht, dem Analysegerät für thermisch und natürlich freigesetzte Gase (TEGA) und dem Naßchemischen Labor des Mikroskopischen, Elektrochemischen und Wärmeleitungsanlysators (MECA).

Lehmpartikel vom Mars
Oben: Das Rasterkraftmikroskop des MECA-Instruments hat an Sol 74 diese Aufnahme von einem Partikel mit sehr glatter Oberfläche gewonnen, das dem von Phyllosilikatpartikeln von der Erde ähnelt. (Photo: NASA/JPL-Caltech/Univesity of Arizona/University of Neuchatel/Imperial College London)
"Wir haben Karbonate gefunden", bestätigte William Boynton von der Universität von Arizona, der führende TEGA-Wissenschaftler. "Dies deutet auf Episoden mit Wechselwirkung mit Wasser in der Vergangenheit hin."

Der TEGA-Nachweis von Kalziumkarbonat wurde durch die Freisetzung von Kohlendioxid bei hohen Temperaturen aus den Bodenproben erbracht. Die Freisetzungstemperatur entspricht genau der Temperatur, bei der sich Kalziumkarbonat in Kalziumoxid und Kohlendioxid zersetzt, welches vom Massenspektrometer des Instrument identifiziert wurde.

Der MECA-Nachweis wurde durch einen Puffereffekt erbracht, der charakteristisch ist für Kalziumkarbonat, das in einer naßchemischen Analyse der Bodenprobe festgestellt wurde. Die gemessene Konzentration des Kalzium war ganz exakt so groß, wie man es für eine kalziumkarbonatgepufferte Lösung erwarten würde.

Sowohl TEGA, als auch der Mikroskopieteil von MECA haben Hinweise auf lehmartige Substanzen entdeckt. "Wir sehen flache Partikel mit glatter Oberfläche mit dem Rasterkraftmikroskop, die nicht im Widerspruch zu Lehmpartikeln stehen", erklärte Michael Hecht, der Führende MECA-Wissenschaftler am Strahlantriebslabor (JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien.

Die Phoenix-Mission, die ursprünglich nur drei Monate auf dem Mars dauern sollte, ist nun in ihrem fünften Monat. Dennoch sieht sie sich einem allmählichem Abfall der Sonnenenergie ausgesetzt, der den Betrieb der Sonde einschränken und schließlich noch vor Jahresende ganz beenden wird. Bevor die Energie versiegt wird das Phoenixteam noch einen Versuch unternehmen ein Mikrophon am Lander einzuschalten, mit dem man Töne vom Mars einzufangen hofft.

"Für nahezu drei Monate seit der Landung ist an unserer Landestelle die Sonne niemals unter den Horizont gesunken", erklärte Barry Goldstein, der Phoenix-Projektleiter am JPL. "Nun verschwindet sie für mehr als vier Stunden pro Tag und die Stromproduktion unserer Solarzellen sinkt jede Woche weiter. Noch vor Ende Oktober werden wir nicht mehr genug Strom haben, um den Robotarm zu bewegen."

Quelle: Strahlantriebslabor der NASA (JPL)
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 30. September MMVIII