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Bericht 31. Mai 2008
Phoenix-Kamera entdeckt Eis unter dem Lander
Vermutlich durch die Triebwerksabgase bei der Landung freigelegt

Eis unter dem Lander
Oben: Mithilfe des Roboterarms war Phoenix in der Lage, einen Blick unter sich selbst zu werfen und hat an den Stellen, an denen bei er Landung die Abgase seiner Bremstriebwerke den Boden getroffen haben, eine freigelegte Fläche entdeckt, von der man annimmt, daß sie aus Eis besteht. (Photo: NASA/JPL/Universität von Arizona)
Ein Blick auf den Boden unterhalb des Mars Phoenix Landers der NASA verstärkt die Hinweise darauf, daß die Bremstriebwerke der Sonde eine Schicht aus Staub und Erde fortgeblasen und ein darunterliegendes härteres Substrat freigelegt haben, das möglicherweise Eis ist.

Das Bild, das Freitag Nacht von der Robotarmkamera des Raumfahrzeugs aufgenommen wurde, zeigt Flecken aus glatter und ebener Oberfläche unterhalb der Düsen.

"Dies läßt vermuten, daß wir eine Eisfläche unter einer dünnen Schicht aus loser Erde haben", meinte der leitende Wissenschaftler für die Robotarmkamera, Horst Uwe Keller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau.

"Wir hatten bereits erwartet, Eis in einer Tiefe zwische 5 und 15 Zentimeter unter der Oberfläche vorzufinden", erläuterte Peter Smith von der Universität von Arizona in Tucson, der wissenschaftliche Leiter der Phoenix-Mission. "Die Schubdüsen haben 5 bis 15 Zentimeter tief in den Boden eingegraben und wir sind uns sicher genug, daß wir etwas sehen, das wie Eis aussieht. Es ist nicht unmöglich, daß es etwas anderes ist, aber unsere führende Interpretation ist, daß es Eis ist."

Fischaugenprojektion
Oben: Dies ist eine Fischaugenprojektion des Panoramas, das aus einer Reihe von Aufnahmen der Umgebung von Phoenix zusammengesetzt wurde. (Abbildung: NASA/JPL/Universität von Arizona)
Erste Hinweise gab es bereits am Vortag, als man mit dem frisch entfalteten Robotarm erste Aufnahmen von der unmittelbaren Umgebung des Landers schoß. Die Kamera entdeckte neben einem Landebein, da wo ein Triebwerk den Marsboden weggeblasen hatte, eine glatte Fläche, die man für Eis oder Fels hielt.

Der Einsatz des Robotarms hatte sich am Dienstag zunächst verzögert, da ein Problem in der Sendeanlage des Mars Reconnaissance Orbiters zunächst verhindert hatte, daß die notwendigen Kommandos zum Lander weitergeleitet werden konnten. Das Problem konnte zwar im Laufe des Dienstags gelöst werden, dennoch wechselte man für die weitere Übertragung von Kommandos zum und Daten vom Phoenix Lander auf den ebenfalls in der Marsumlaufbahn befindlichen Mars Odyssey Orbiter über. Die Sendeanlage des MRO, die am Dienstag unerwartet in den sicheren Modus geschaltet hatte, wird derzeit weiter untersucht, um sicherzustellen, daß man das Problem erkannt und verstanden hat und verhindern kann, daß es erneut auftritt.

Am Mittwoch war dann der Robotarm des Landers, mit eines der wichtigsten Geräte von Phoenix, zum erstenmal bewegt worden, wobei man leichte Schwierigkeiten hatte, die Bioschutzabdeckung loszuwerden, die ihn vor dem Start vor der Kontamination mit irdischen Keimen schützen sollte.

Am Donnerstag schließlich wurde der Arm vollständig inbetriebgenommen und mit den ersten Aufnahmen von der integrierten Kamera war die spektakuläre Entdeckung von Eis unter dem Landegerät gelungen.

Das Testen eines Instrumentes von Phoenix, das Proben aufheizt und nach den Inhaltsstoffen schnüffelt, zeigte am Donnerstag möglicherweise einen Kurzschluß in dem Gerät. Dies führte dazu, daß nun eine Kommandofolge für einen Diagnoseplan entwickelt wird, die in den nächsten Tagen Stück für Stück zum Mars übertragen wird. Bei dem Instrument handelt es sich um den Analysator für erhitzte und freigesetzte Gase (TEGA). Er beinhaltet ein Kalorimeter, mit dem gemessen werden kann, wieviel Wärme benötigt wird, um Substanzen in einer Probe zu schmelzen oder zu verdampfen, und ein Massenspektrometer mit dem die Dämpfe, die von der Hitze aus der Probe ausgetrieben wurden, auf ihre Zusammensetzung hin untersucht werden. Der Test am Donnerstag, 29. Mai zeichnete ein elektrisches Verhalten auf, das auf einen zeitweilig auftretenden Kurzschluß im Spektrometerteil des Geräts hindeutet.

Marswetter
Oben: Ein typischer Wetterbericht vom Mars: "Sonnenschein mit leichter Staubaktivität aber ohne Wind, Sichtverhältnisse mäßig gut. Luftdruck 8,5 Hektopascal. Tageshöchsttemperatur -30°C, Tiefsttemperatur in der Nacht -80°C." Man sieht: Es ist Sommer in der nördlichen Einöde des Mars. (Abbildung: NASA/JPL)
"Wir haben eine Strategie entwickelt, um ein besseres Verständnis dieses Verhaltens zu erlangen und wir haben Umgehungen für einige der möglichen Fehlerursachen entwickelt", erklärte William Boynton von der Universität von Arizona, der leitende Wissenschaftler für dieses Instrument.

Die letzten Daten von der kanadischen Wetterstation zeigten einen weiteren sonnigen Tag an der Phoenix-Landestelle mit Temperaturen erneut zwischen -30°C und -80°C. Das Lidar-Instrument wurden am Donnerstag kurz vor Mittag lokaler Marszeit für 15 Minuten eingeschaltet und zeigte erhöhte Staubwerte in der Atmosphäre.

"Dies ist das erste Mal, daß die Lidar-Technologie (LIDAR = "Light Detection an Ranging", Entfernungsmessung mit Licht) auf einem anderen Planteten eingesetzt wird", meinte der Chefingenieur der Meteorologischen Station, Mike Daly vom MDA im kanadischen Brampton. "Das Team ist begeistert, daß wir solche interessanten Daten über die Staubdynamik in der [Mars-]Atmosphäre bekommen."

Die Mission bestand eine Abnahmebesprechung am Donnerstag Abend und wurde als "Sicher zum Fortfahren" eingestuft, da es alle Kriterien für ein Fortsetzen der Einsatzerprobung und Anwendung der wissenschaftlichen Instrumente erfüllte.

"Wir haben die Leistungsfähigkeit des Raumfahrzeugs auf der Oberfläche überprüft und festgestellt, daß wir bereit sind fortzufahren. Obwohl wir noch immer die Einsatzfähigkeit einzelner Instrumente, wie die Anomalie am TEGA, untersuchen, hat die Infrastruktur der Sonde ihre Tests erfolgreich abgeschlossen und ein einwandfreies Abnahmezeugnis erhalten", erklärte David Spencer vom Strahlantriebslabor (JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien, der stellvertretende Phoenix-Projektleiter.

"Wir sind noch immer dabei, unsere Instrumente durchzutesten", meinte der Phoenix-Projektwissenschaftler Leslie Tamppari vom JPL. "Unser Verfahren wurde möglichst flexibel gestaltet, um auf mögliche Entdeckungen und Probleme, die jeden Tag auftauchen können, sofort reagieren zu können. Wir sind dabei Bilder aufzunehmen und Farbinformationen zu gewinnen, die uns helfen sollen, die Eigenschaften der [Mars-]Erde zu verstehen. Dies wird uns die Entscheidung erleichtern, wo wir als erstes den Boden berühren und dann wo wir als erstes graben sollen."

Quelle: NASA, JPL Presseerklärung
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 2. Juni MMVIII